Stromkosten deutscher Rechenzentren europaweit am höchsten
Stand: 24.01.2020
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Rechenzentren in Deutschland müssen europaweit am meisten für Strom bezahlen. Die Kosten sind bis zu sechsmal höher als in Nachbarländern. Das ist das Ergebnis einer Preisanalyse des Digitalverbands Bitkom, bei der die Stromnebenkosten verglichen wurden.
Vergleich: Stromnebenkosten in verschiedenen Ländern
Demnach bezahlten Rechenzentrumsbetreiber 2019 in Deutschland 113,11 Euro pro Megawattstunde (MWh) an Steuern, Abgaben und Netzentgelten. Am günstigsten sind die Preise in den Niederlanden mit 17,08 Euro pro MWh. Knapp dahinter liegt Schweden (17,70 Euro pro MWh) gefolgt von Finnland (21,97 Euro). Auch in Frankreich (29,31 Euro) sind die Stromnebenkosten für Rechenzentren sehr niedrig. Großbritannien kommt auf 67,01 Euro und Italien auf 82,89 Euro.
"Die im europäischen Vergleich sehr hohen Stromkosten sind ein entscheidender Standortnachteil für deutsche Rechenzentren. Steuern, Abgaben und Netzentgelte machen rund 70 Prozent der Stromkosten aus, die wiederum oftmals die Hälfte der gesamten Betriebskosten betragen", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
Rechenzentren nicht von EEG-Umlage befreit
Während die Grundpreise für Strom in Europa recht ähnlich sind, werden die Nebenkosten aus Abgaben, Steuern und Netzentgelten von der Politik festgelegt. Größter Preistreiber in Deutschland ist dem Bitkom zufolge die EEG-Umlage. Im Gegensatz zu anderen energieintensiven Sektoren seien Rechenzentren von der Zahlung nicht befreit. Dabei seien Rechenzentren ein entscheidender Wirtschaftsfaktor und Treiber für die digitale Transformation. An den deutschen Standorten arbeiten der Mitteilung des Bitkom zufolge 130.000 Beschäftigte, weitere 80.000 Jobs hingen indirekt von der Branche ab.
Bitkom wünscht sich bessere Standortbedingungen
Rechenzentren sind Rohleder zufolge in den vergangenen Jahren energieeffizienter geworden. Um noch klimafreundlicher zu werden, solle die Politik Anreize setzen, etwa durch eine individuelle Bepreisung, die sich am CO2-Ausstoß der Stromerzeugung orientiert. "Zugleich muss die Politik der strategischen Bedeutung von Rechenzentren für die digitale Souveränität Rechnung tragen und die Standortbedingungen verbessern, sonst werden immer mehr Kapazitäten ins Ausland abwandern." Der Bitkom schlägt vor, eine steuerliche Entlastung besonders klimafreundlicher Rechenzentren zu prüfen.
Hinweis zur Methodik
Die Angaben basieren auf Daten von Rechenzentrumsbetreibern und Eurostat. Die angegebenen Kosten enthalten alle Steuern, Abgaben und Netzentgelte des jeweiligen Landes im Durchschnitt eines Jahres für einen Rechenzentrumsbetreiber in Euro pro Megawattstunde (MWh). Die Kosten im Vereinigten Königreich wurden zum durchschnittlichen Wechselkurs des jeweiligen Jahres in Euro umgerechnet.