Ministerium warnt vor Ostsee-Übersalzung beim Bau von Gasspeichern
Stand: 02.05.2007
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Oldenburg/Lubmin (dpa) - Das Schweriner Umweltministerium hat vor einer Einleitung von Sole in die Ostsee und den Greifswalder Bodden wegen des geplanten Baues unterirdischer Gasspeicher gewarnt. "Wir sehen diese Pläne sehr kritisch", sagte Ministeriumssprecherin Andrea Haase am Mittwoch. Das Energieunternehmen EWE in Oldenburg prüft derzeit, rund 15 Kilometer südlich von Lubmin unterirdische Salzstöcke auszuspülen und diese Hohlräume als Speicher für russisches Erdgas auszubauen. Ende 2006 haben Erprobungsuntersuchungen begonnen.
Wie das Ministerium einschätzt, würde der als FFH-Schutzgebiet ausgewiesene Greifswalder Bodden auf die Erhöhung des Salzgehaltes mit erheblichen Veränderungen in der Naturausstattung und Auswirkungen auf die Fischerei reagieren.
Das Vorhaben ist nicht das einzige, was derzeit für Kritik im Bereich des sensiblen und stark vom Torismus geprägten Greifswalder Boddens sorgt. Heftige Kontroversen lösten bereits die Pläne des dänischen Energiekonzerns Dong aus, in Lubmin bis 2012 ein Steinkohlekraftwerk mit einem jährlichen Kohlendioxid-Ausstoß von 6,9 Millionen Tonnen errichten zu wollen.
Das Unternehmen EWE will eigenen Angaben zufolge über einen Zeitraum von 16 Jahren zehn Kavernen - künstliche unterirdische Hohlräume - anlegen. In ihnen soll Erdgas zwischengespeichert werden, das über die deutsch-russische Ostseepipeline in Lubmin angelandet wird. Insgesamt müssten dafür 17,6 Millionen Tonnen Salz aus den Salzstöcken bei Moeckow ausgespült und abgeleitet werden. Der durchschnittliche Mittelwert der ausgespülten Sole wird von EWE mit 250 bis 300 Gramm pro Liter angegeben. Die Sole würde damit um das 30- bis 40-fache über der Salzkonzentration des Greifswalder Boddens von 8 Gramm pro Liter liegen. Pro Jahr will das Unternehmen eigenen Angaben zufolge rund 10,5 Millionen Kubikmeter Sole ausspülen.
Das Umweltministerium sieht darin eine große Gefahr für die Gewässer. Bei einer Einleitung müsse die Sole zuvor hochgradig verdünnt werden. Sie dürfe einen Salzgehalt von zwei Prozent nicht überschreiten, sagte Haase. Dafür seien aber enorme Mengen Süßwasser erforderlich. Nach EWE-Angaben sind für die Ausspülung von einem Kubikmeter Hohlraum im Salzstock rund acht bis neun Kubikmeter Brauchwasser erforderlich.
Wie das für die Raumverträglichkeitsprüfung zuständige Raumordnungsamt in Greifswald mitteilte, werden durch die EWE vier Alternativen der Einleitung diskutiert. Neben der Einleitung der Sole in den Bodden-Bereichen Vierow oder Lubmin steht eine direkte Einleitung bei den Usedomer Ostseebädern Karlshagen oder Trassenheide zur Diskussion, sagte der stellvertretende Amtsleiter, Günter Krüger. Das Amt hat die Raumverträglichkeit des Vorhabens zu überprüfen und führt dazu die Voruntersuchungen durch. Teil der Raumordnungsprüfung sei eine Umweltprüfung mit umfangreichen Strömungsuntersuchungen an den möglichen Einleitungspunkten, sagte Krüger. Wann das Verfahren abgeschlossen ist, könne nicht gesagt werden.
Wesentlicher Bestandteil der Untersuchungen sei die Frage, welche Verdünnung der Sole für eine umweltverträgliche und somit behördlich genehmigungsfähige Variante technisch erforderlich ist, sagte EWE-Sprecher Bücker. Die seismischen Untersuchungen zur Lage und Ausdehnung der Salzstöcke sollen im Juni 2007 abgeschlossen werden. Danach sollen sich im Herbst Probebohrungen anschließen. Der Raumordnungsprüfung muss zudem eine Genehmigungsprüfung durch das Bergamt in Stralsund folgen. Bisher wurde nur die Erkundungsuntersuchungen genehmigt.