Gaspreise: Die Mär von den gestiegenen Importpreisen?
Stand: 18.03.2005
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Gestiegene Importpreise für Erdgas und die Ölpreisbindung mussten in den letzten Monaten immer wieder als Erklärung für teilweise drastische Gaspreis-Erhöhungen herhalten. In Deutschland stammen lediglich knapp 14 Prozent des verbrauchten Erdgases aus dem Inland. Der Rest muss importiert werden oder stammt aus Speicherbeständen. Um näher zu beläuchten, ob die Argumentation der Erdgasanbieter stichhaltig ist, haben wir die Entwicklung der Importpreise näher betrachtet.
Kritiker mögen ins Feld führen, dass die Gas-Unternehmen aufgrund der Bindung an den Ölpreis frühzeitig mit steigenden Preisen kalkulieren mussten. Die jüngste Entwicklung, im Vergleich zwischen Januar 2004 und Januar 2005, bestätigt diese Annahme zunächst. Die importierte Gasmenge sank im Vergleichszeitraum von 343.123 auf 313.948 Terrajoule (-8,5 Prozent). Der Preis schnellte von 3.154 auf 3.923 Euro pro Terajoule (+24,4 Prozent) in die Höhe. Der drastische Preisanstieg ist unter anderem durch abnahmeunabhängige Verpflichtungen der Gasimporteure zu erklären. Sogenannte "take-or-pay"-Klauseln sollen zum Beispiel fixe Kosten wie Pipelines abdecken.
Blickt man jedoch in die Vergangenheit, gab es bereits Anfang 2001 eine 6-monatige Periode, in der ein Terrajoule kontinuierlich über 4.000 Euro (und deutlich mehr) kostete. Trotzdem bezahlten einer Statistisk des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) zufolge Haushaltskunden 2004 um 7,5 Prozent höhere Gaspreise als in 2001. Und das obwohl die Importpreise 2004 um 17,9 Prozent niedriger lagen als 2001.
Alles in allem sind die in jüngster Zeit erhöhten Gaspreise nicht durch die Entwicklung der Gasimportpreise zu rechtfertigen. Insofern stellt sich die berechtigte Frage, ob die Erhöhungen überhaupt recht und billig waren, oder ob sie nicht viel mehr für die jüngsten Milliardengewinne von Energiekonzernen wie E.ON, RWE, EnBW und anderen mitverantwortlich sind.
* Der Grenzübergangspreis zeigt den Wert einer Ware an der deutschen Grenze. Nicht enthalten sind z.B. die deutsche Erdgassteuer und die Erwerbsteuer bei Lieferungen aus EU-Ländern bzw. die Einfuhrumsatzsteuer bei Zugängen aus Drittländern. Die Zahlen für die monatliche Entwicklung der Grenzübergangspreise werden vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle erstellt und stehen jedermann frei zur Verfügung.