Energiewende in Afrika verläuft unterschiedlich
Stand: 08.07.2020
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Laut Prognosen steigt der Energiebedarf in den afrikanischen Ländern zwischen 2015 und 2030 um das Dreifache an. Die BMBF-Nachwuchsgruppe „Glocalpower“ der Universität Kassel im Verbund mit der Universität Hamburg erforscht, welche Rolle die erneuerbaren Energien dabei spielen und wie gerecht die Energiewende dort verläuft.
In einer neuen Studie wurden insgesamt 34 afrikanische Länder in Bezug auf die Frage analysiert, welche Maßnahmen ergriffen werden, um erneuerbare Energien zu etablieren. „Praktisch alle afrikanischen Länder, deren Energiepolitik wir untersucht haben, teilen das Ziel einer hohen Energiesouveränität – über den richtigen Weg dorthin aber gibt es unterschiedliche Vorstellungen“, sagt Dr. Simone Claar, Leiterin der BMBF-Nachwuchsgruppe.
Verschiedene Länder mit unterschiedlichen Ansätzen
So zeigten sich Südafrika, Kenia oder Ruanda sehr schnell offen für den Ausbau von erneuerbaren Energien. In anderen Ländern wiederrum gibt es Hindernisse. „Gerade ressourcenstarke Staaten wie Angola haben wenig Interesse an einem Wandel. Sie verlassen sich auf Öl“, sagt Claar.
Ausbau wird stark vorangetrieben
Der Ausbau erneuerbarer Energien ist in den untersuchten Ländern deutlich vorangeschritten. Während im Jahr 2006 noch 1,2 Billionen US-Dollar investiert wurden, stiegen die Ausgaben bis 2017 auf 19 Billionen. Die Regierungen greifen dabei überwiegend auf Marktmechanismen zurück. So konnten in Südafrika über wettbewerbsorientierte Ausschreibungen niedrigere Preise zur Erzeugung von erneuerbaren Energien erzielt und circa sechs Gigawatt Strom zusätzlich gewonnen werden.
In Ruanda werden im Rahmen der nationalen Energiestrategie verschiedene Instrumente kombiniert. Das Land setzt unter anderem auf Mikrofinanzierung, Programme für sauberes Kochen, die Beimischung von Biokraftstoffen oder den Aufbau weiblicher Fachkompetenz in der Technologie erneuerbarer Energien.
Energiegerechtigkeit sollte nicht zu kurz kommen
Aber allein die Etablierung von erneuerbaren Energien in den Ländern genüge nicht. „Es muss auch eine ‚Just Transition‘, also einen gerechten Strukturwandel, geben“, sagt Claar. „Das bedeutet, möglichst viele Menschen müssen nicht nur Zugang zu Energie erhalten, wie es im Entwicklungsziel 7 der Vereinten Nationen formuliert ist“. Als ein Beispiel nennt sie den Bau von Windkraftanlagen: „Wenn ein großer Windpark gebaut wird, sollten die Bewohner nicht nur die Energie erhalten, sondern auch an dem gesamten Prozess beteiligt sein und von einem Wissenstransfer profitieren, damit neue Arbeitsplätze entstehen können.“