Ölsucher bohren in Dithmarschen - "Zäh wie Schuhcreme"
Stand: 02.12.2005
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Heide (dpa) - In Deutschland sind wieder Ölsucher unterwegs. Die "Prospektoren" des 21. Jahrhunderts schürfen in stillgelegten Lagerstätten nach dem "Schwarzen Gold", denn die hohen Energiepreise lassen einen Gewinn auch aus solchen Quellen sprudeln, die sich bislang nicht wirtschaftlich ausbeuten ließen. Zur Zeit bohren die Ölsucher in alten Ölkreidevorkommen in Dithmarschen. Dort ist das Öl "zäh wie Schuhcreme" und lässt sich nur mit hohen Kosten fördern, weiß RWE Dea-Sprecher Derek Mösche. Mit Erkundungsbohrungen will der Konzern prüfen, ob sich die aufwendigen Förderverfahren dort lohnen.
Doch letztendlich war das Öl aus Dithmarschen zu teuer und damit nicht konkurrenzfähig: 1926 gaben die Produzenten auf. Erst die Autarkiepolitik der Nationalsozialisten machte den Ölkreideabbau ab September 1935 wieder attraktiv. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges arbeiteten bis zu 2 500 Menschen in dem Ölkreidewerk.
Heute, 70 Jahre später, haben die hohen Ölpreise auf dem Weltmarkt die alten Dithmarscher Ölkreidelager erneut in den Blickpunkt der Energiekonzerne gerückt.
RWE Dea will mit zwei flachen Erkundungsbohrungen in Wiemerstedt (acht Kilometer nordöstlich von Heide) und in Lieth (fünf Kilometer südwestlich von Heide) neue Erkenntnisse über die verbliebenen Ölreserven dieser Region gewinnen. Das begehrte Erdöl liegt dort in einer 500 Meter dicken Kreideablagerung - zum Teil nur 120 Meter unter der Erdoberfläche und versiegelt unter einer 20 Millionen Jahre alten Tonschicht.
Die Bodenproben aus 120 beziehungsweise 200 Metern Tiefe sollen anschließend in einem Spezial-Labor in Wietze untersucht werden. Dabei geht es speziell um die Frage, ob das schwere Öl flüssig gemacht und gefördert werden kann. Wie viel Erdöl unter Dithmarschens Kohlfeldern und Schafweiden lagern und wie viel davon verwertbar ist, ist laut Mösche bislang unbekannt.