Kassel/Ludwigshafen (dpa) - Das Kasseler Energie-Unternehmen Wintershall ist am Donnerstag mit 35 Prozent an dem russischen Gasfeld für die Belieferung der geplanten Ostsee-Pipeline beteiligt worden. Der größte deutsche Öl- und Gasproduzent und der russische Erdgaskonzern Gasprom hätten bei den deutsch-russischen Regierungskonsultationen in der sibirischen Stadt Tomsk ein entsprechendes Abkommen geschlossen, berichtete ein Sprecher der BASF-Tochter Wintershall in Kassel. Der Vorstandschef des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF, Jürgen Hambrecht, und der Chef des russischen Erdgaskonzerns Gasprom, Alexej Miller, unterzeichneten die Vereinbarung im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Das westsibirische Gasfeld Juschno-Russkoje gilt wegen seiner geringen Tiefe als attraktives Vorkommen. Seine zugängliche Reserven werden auf etwa 700 Milliarden Kubikmeter geschätzt. Mit dieser Menge ließe sich rein rechnerisch der deutsche Gesamtverbrauch für sieben Jahre decken. Wintershall baut mit seiner Beteiligung nach eigenen Angaben seine Gasreserven auf mehr als zehn Jahre aus. Die BASF- Tochter erhält 25 Prozent minus eine
Aktie Stimmanteile und weitere zehn Prozent stimmlose Anteile an dem Gasfeld. Aus der Lagerstätte soll erstmals 2008 Gas gefördert werden.
"Alle erforderlichen Verträge, die diese Vereinbarung rechtlich untermauern, sind bereits ausgearbeitet und sollen noch dieses Jahr unterzeichnet werden", sagte Miller. Hambrecht betonte, Russland und Deutschland würden aufeinander bauen. "Die Vereinbarung trägt zu einer weiteren Entwicklung der stabilen und zuverlässigen Partnerschaft zwischen Gasprom und BASF bei", sagte Hambrecht.
Mit dem Erwerb des Anteils am Gasfeld Juschno-Russkoje ist nach Angaben von Wintershall ein umfangreicher Tausch von Unternehmensanteilen verbunden. Im Gegenzug zu den Beteiligungen an dem Gasfeld wird der Gasprom-Anteil an der Gasvertriebsgesellschaft Wingas, einem Gemeinschaftsunternehmen mit Wintershall, von 35 auf knapp 50 Prozent erhöht. Zudem erhalte Gasprom Teile einer Wintershall-Fördergesellschaft in Libyen.
Die europäischen Vertriebsaktivitäten beider Unternehmen würden in einer neuen Gesellschaft zusammengeführt, sagte der Sprecher. An der Wingas Europa beteiligen sich Gasprom und BASF jeweils zu 50 Prozent. Damit werde sich Gasprom noch stärker im deutschen und europäischen Markt engagieren. Mit der neuen Gesellschaft solle der Gashandel außerhalb Deutschlands weiter ausgebaut werden. Dagegen konzentriere sich die Wingas GmbH künftig auf den Verkauf und Vertrieb von
Erdgas in Deutschland.
Gasprom gehören auch 51 Prozent der Betreibergesellschaft der Ostsee-Pipeline, bei der Altbundeskanzler Gerhard Schröder den Aufsichtsrat führt. Den Rest halten Wintershall und E.ON-Ruhrgas zu gleichen Teilen.