Erfurt/Dresden (dpa) - Zwei Tage nach dem verheerenden Orkan "Kyrill" waren in den neuen Bundesländern am Samstag noch immer mehrere tausend Haushalte ohne Anschluss an das reguläre Stromnetz. "Überwiegend kommen aber Notstromaggregate zum Einsatz, da die Leitungsschäden gerade in Südthüringen enorm sind und die Reparatur noch Tage dauern wird", sagte der Sprecher der E.ON Thüringer Energie AG, Olaf Werner, in Erfurt der dpa.
Am Mittag wurden 20 der 55 vom Netz abgeschnittenen Ortschaften wieder mit
Strom versorgt. Die letzten Haushalte sollten am späten Abend wieder Energie aus der Steckdose erhalten. "Dann wollen wir alle 60 000 vom Stromausfall vom Donnerstag betroffenen Kunden wieder bedienen." Der Orkan hatte im Freistaat zahlreiche
Stromleitungen abgerissen.
Vor allem in ländlichen Regionen müssten Überlandleitungen neu verlegt werden, sagte Werner. "Das geht nicht von heute auf morgen, denn wir müssen zum Teil große Entfernungen überbrücken."
Gelassen haben die meisten Thüringer auf den Stromausfall nach dem Orkan "Kyrill" reagiert. "Eine gute Bratwurst grillen kann man immer und Kerzenschein ist auch was Schönes", sagte Ilona Müller aus dem 700-Einwohner-Ort Christes, der zwei Tage ohne Strom war. "Ich habe gerade Essen gekocht, als das Licht ausging. Da sind wir einfach früher ins Bett gegangen", erzählt sie. "Wir können uns von einem bisschen Wind doch nicht die Laune verderben lassen." Sie freut sich aber, dass der
Kühlschrank jetzt wieder funktioniert.
In Sachsen waren am Samstagmittag rund 900 Haushalte ohne Strom, vor allem im Niederschlesischen Oberlausitzkreis, sagte eine Sprecherin des Energieversorgers
enviaM (Chemnitz) am Samstag. Zerstörte Leitungen müssten repariert werden, die durch umgestürzte Bäume gerissen seien. Auch seien zahlreiche Masten gebrochen.
Nach dem Orkantief "Kyrill" waren in Brandenburg am Samstagmittag noch etwa 1100 Haushalte in vier Landkreisen ohne Elektrizität. Nach Angaben der Energieversorgungsunternehmen sollten die Kunden im Laufe des Samstags weitestgehend wieder versorgt werden. "Punktuell kann es allerdings sein, dass vereinzelte Haushalte noch keinen Strom bekommen", sagte ein Sprecher des Versorgers envia.
Bis auf punktuelle Störungen sei in Sachsen-Anhalt landesweit fast überall die Stromversorgung wieder hergestellt worden, teilten Sprecher der Energieversorger EON-Avacon und EnviaM mit. Im Süden des Landes seien noch 200 Haushalte vom Netz, vor allem in der Region Wittenberg.