Berlin (dpa) - Der Vorstandschef des Energiekonzerns Vattenfall Europe, Klaus Rauscher, hat angesichts der Kritik an Preiserhöhungen konkrete Schritte zu mehr Transparenz im Strommarkt angeregt. "Es geht darum, mehr zu tun als zu reden und zu erklären", sagte Rauscher am Montag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin. In Deutschland dürfe es jedoch "keine Re-Regulierung" geben, um mit neuen bürokratischen Auflagen Preise zu gestalten. "Wir sollten am Weg der Marktwirtschaft festhalten. Aber das heißt, dass die Branche selber versuchen sollte, mehr Transparenz und mehr Vertrauen zu gewinnen." Entsprechende Vorschläge könnten die Konzerne beim geplanten Energiegipfel im Kanzleramt unterbreiten.
Größere Offenheit sei etwa auf dem Großhandelsmarkt zu erreichen. "Die Branche sollte darüber nachdenken, deutlich größere Mengen über die Stromhandelsbörse laufen zu lassen", sagte Rauscher. Dies werde bei Vattenfall Europe bereits praktiziert, wo für alle Transaktionen der Großhandelspreis der Leipziger
Strombörse EEX Referenz sei. Auch über die Betriebszeiten der Kraftwerke mit möglichen kurzfristigen Folgen für die Preise könnten die Unternehmen "in geeigneter Weise informieren, ohne dass Betriebsgeheimnisse verraten werden".
Die regionalen Versorger von
Vattenfall Europe hätten die Preise wie angekündigt über den Jahreswechsel stabil gehalten. Dem bisherigen und zukünftigen Marktgeschehen könne sich der Konzern aber nicht verschließen, sagte Rauscher. "Wenn, wie in der Vergangenheit, Beschaffungskosten und sonstige Kosten steigen, werden wir uns natürlich die Karten neu legen müssen. Wir prüfen jederzeit, welche Auswirkungen diese Steigerungen auf unsere Preisgestaltung haben."
Beim geplanten Branchengipfel bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im April "sollten wir über die Energieversorgung der nächsten 30 bis 40 Jahre reden", sagte Rauscher. Dabei gelte es, alle
Energieträger zu nutzen. Mit Blick auf die Debatte über die Rolle der Atomkraft sagte der Manager: "Wenn sich die Bundesregierung nicht auf eine Änderung des Atomkonsenses verständigen kann, muss man sehen, was innerhalb des Konsenses möglich ist."
Ein "pragmatischer Ansatz" könne dabei die Übertragung von Restlaufzeiten von jüngeren auf ältere Kraftwerke sein. Vattenfall prüfe, ob dies für den Meiler in Brunsbüttel sinnvoll sei, der Anfang 2009 abgeschaltet werden müsste. "Im Laufe der nächsten Monate" werde über einen Antrag entschieden.
Ziel der energiepolitischen Diskussion müsse es sein, "den Ausstiegsprozess zu verlangsamen", um Zeit für neue Technologien zu gewinnen. Dabei stehe für Vattenfall die Entwicklung neuer
Kohlekraftwerke im Vordergrund, die kein klimaschädliches Kohlendioxid in die Luft abgeben.
Ein Jahr nach Einführung des Handels mit Emissionsrechten in Europa ist Rauscher mit diesem Steuerungsinstrument noch unzufrieden. Mittelfristig müssten auch die USA und China einbezogen werden. "Sonst erreichen wir die Klimaziele nicht und machen
Energie in Europa unverhältnismäßig teuer."