Studie: mehr Wettbewerb im Strom- und Gasmarkt durch neues EnWG
Stand: 15.04.2005
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Die derzeit hohen Strom- und Gaspreise in Deutschland geraten schon bald deutlich unter Druck. Hauptgrund dafür ist der durch staatliche Regulierung erzwungene Veränderungsprozess im Netz- und Vertriebsbereich, wie der aktuelle "Branchenkompass 2005 Energieversorger" der Unternehmensgruppe Steria Mummert Consulting und des F.A.Z.-Instituts zeigt. Die Studie verwendet unter anderem Ergebnisse der Stromstudie 2004, die von Verivox und Kirschbaum Consulting erstellt wurde.
Basis der Untersuchung ist eine Forsa-Umfrage unter 100 Spitzenmanagern deutscher Energieunternehmen. Nur 14 Prozent von ihnen rechnen damit, dass die Energiewirtschaft stärker zulegt als das allgemeine Wirtschaftswachstum. Der Vergleich mit dem Branchenkompass des Jahres 2002 zeigt, dass sich das Klima damit deutlich verschlechtert hat. Weniger als die Hälfte der Entscheider sieht heute die Entwicklung der Energiebranche parallel zum erwarteten Konjunkturaufschwung – damals waren es noch fast drei Viertel der Befragten. Das Verhältnis von Optimisten zu Pessimisten hat sich darüber hinaus umgekehrt.
Vor allem der politische Rahmen ist es, der die Branche skeptisch stimmt. Die Bundesregierung drängt auf Preissenkungen, macht Druck über die neue Regulierungsbehörde und hat mit der Umsetzung der EU-Vorgaben im neuen Energiewirtschaftsgesetz Leitplanken gesetzt, die den Handlungsspielraum der Energieversorger einschränken und die Transparenz erhöhen. Kernpunkt ist das so genannte Unbundling: Die Versorger sind verpflichtet, für den Strom einerseits und das Stromnetz andererseits getrennt zu kalkulieren und die jeweiligen Kosten offen zu legen. Vorbei sind also die Zeiten, in denen möglichst hohe Sätze für die Durchleitung die Konkurrenz klein hielten und für den Verbraucher am Ende hohe Preise bedeuteten. Die extremen Preisunterschiede bei der Durchleitung von mehr als 100 Prozent in verschiedenen Bundesländern lassen sich den Wettbewerbshütern schwerlich nur mit anderen Kostenstrukturen erklären, heißt es in der Studie.
Branchenentwicklung in den kommenden drei Jahren im Vergleich zur Gesamtwirtschaft
Besser: | 14 Prozent |
In etwa gleich: | 48 Prozent |
Schlechter: | 21 Prozent |
Unvorhersehbar: | 17 Prozent |
Der Verbraucher dürfte von diesen Entwicklungen profitieren, zumal die Netznutzungsentgelte in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert sind. Nach Angabe der Regulierungsbehörde stiegen sie zwischen 2001 und 2005 um bis zu 46 Prozent, während sie etwa in Schweden und Großbritannien nur bei der Hälfte der aktuellen deutschen Preise liegen. Für Haushaltskunden machen diese Entgelte bis zu 40 Prozent des Strompreises aus. Experten zufolge könnten sie in den kommenden drei bis fünf Jahren ohne Strukturänderungen um 15 Prozent gesenkt werden – was eine Senkung der Endpreise für Strom um 5 Prozent bedeuten würde. Und auch die Gaspreise geraten zunehmend unter Druck. Denn sieben Jahre nach der Liberalisierung gibt es auf dem Gasmarkt keinen echten Wettbewerb. Das neue Energiewirtschaftsgesetz betrifft jedoch auch die Gasversorger. Ein stärkerer Wettbewerb wird Druck auf die Margen ausüben. Trotzdem ist aufgrund einer anderen Versorgungsinfrastruktur nicht mit einem solch starken Preisrutsch zu rechnen, wie es zu Beginn der Liberalisierung beim Strom der Fall war.
Das Unbundling, das im neuen Energiewirtschaftsgesetz festgeschrieben ist, ist derzeit größtes Diskussionsthema der Branche in Deutschland. Auf die offene Frage nach den größten Herausforderungen und Handlungsfeldern bis 2007 nannten 44 Prozent der Befragten diese Trennung der Geschäftsfelder Netz und Vertrieb. Bei der Befragung vor drei Jahren stand der Preiswettbewerb mit 43 Prozent der Befragten noch deutlich an erster