Mannheimer MVV hat sich verhoben - Wildwuchs wird gestoppt
Stand: 13.07.2004
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Mannheim (dpa/lsw) - Der Mannheimer Energieversorger MVV wollte im Konzert der Grossen mitspielen. Der Kommunalversorger war früher als alle anderen deutschen Stadtwerke vor fünf Jahren an die Börse gegangen. Inzwischen ist die MVV kräftig gewachsen und hat rund 100 Beteiligungen. Fast die Hälfte davon schreibt jedoch rote Zahlen. Von einer Phase der Konsolidierung sprach Aufsichtsratschef Gerhard Widder am Dienstag nach einer ausserordentlichen Aufsichtsratssitzung. Betriebsratschef Manfred Lösch bezeichnet die Entwicklung dagegen als unkontrollierten "Wildwuchs".
Mit Schultens Vorgänger, dem Kurpfälzer Urgestein Roland Hartung, hatte die MVV Energie AG einen steilen Aufstieg hinter sich gebracht. Expansion war Trumpf, bundesweit wurde nach Beteiligungen an Stadtwerken gesucht. Die MVV sieht sich seitdem als "global player"; die rasante Einkaufstour sei aber "nicht angemessen" gewesen, urteilt heute der Konzernbetriebsrat Lösch, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ist.
Mindestens zehn verlustbringende Beteiligungen will der Energieversorger nun abstossen. Dazu stehen weitere Töchter "unter kritischer Beobachtung", versichert Schulten. Andere Beteiligungen hätten dagegen planmässige Anlaufverluste oder würden wegen ihrer geringen Grösse kaum ins Gewicht fallen.
Im September, zum Abschluss des laufenden Geschäftsjahres 2003/04, soll eine Zwischenbilanz gezogen werden. "Dann ist die Sache vom Tisch", verkündet Schulten. Den Abschluss des Konzernumbaus hatte er bereits Mitte März vollmundig angekündigt und die Kosten dafür mit bis zu 52 Millionen Euro beziffert. Berichte über eine Grössenordnung von bis zu 100 Millionen Euro wollte der Vorsitzende am Dienstag indes "weder bestätigen noch dementieren".
Kritiker hatten Schulten eine mangelhafte Kommunikationspolitik vorgeworfen und damit erst die Aufsichtsratssitzung möglich gemacht. Diese "Irritationen" sollen nun ausgeräumt worden sein. Bei der Suche nach Ursachen von Fehlern der vergangenen Jahre nimmt sich auch der Aufsichtsrat nicht aus. "Diese Fage muss ich mir gefallen lassen", sagt Widder. Der Chef des Kontrollgremiums ist gleichzeitig Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, die ihrerseits MVV- Mehrheitsaktionär ist.