Hat E.ON gelogen? Strompreise sollen doch erhöht werden
Stand: 03.12.2004
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Der bundesweit größte Energiekonzern E.ON will den Strompreis Presseberichten zufolge in mehreren Bundesländern erhöhen. Das Gros der E.ON-Regionalgesellschaften hat in den vergangenen Tagen bei den Länderbehörden Anträge zur Genehmigung höherer Strompreise eingereicht. Mehr als 5 Millionen Kunden von E.ON Bayern, EAM, e.dis und AVACON sollen betroffen sein.
Der hessische Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) bestätigte, dass E.ON entgegen früherer Ankündigungen die Strompreise in mehreren Bundesländern anheben will. Damit begehe das Unternehmen Wortbruch gegenüber Kunden und Öffentlichkeit, kritisierte Rhiel am Freitag in Wiesbaden. "Erst ließ sich der E.ON-Vorstandsvorsitzende Wulf Bernotat für den Verzicht auf Preissteigerungen loben. Doch nachdem der Protest gegen die allgemeinen Strompreisanhebungen abgeklungen ist, versucht auch E.ON klammheimlich, höhere Preise durchzusetzen", so Rhiel. Ministerien in Düsseldorf und München bestätigten ebenfalls den Eingang von entsprechenden E.ON-Anträgen. Die vier Versorger bestätigten ebenfalls, Anträge bei den zuständigen Behörden gestellt zu haben, wollten sich aber zur Höhe nicht näher äußern.
Die Vertriebstöchter von E.ON haben laut Rhiel sowohl für Privathaushalte als auch für kleine Unternehmen Preissteigerungen um rund 1 Cent je Kilowattstunde oder etwa 6 Prozent beantragt. Offensichtlich wolle der Energieriese erneut tief in die Portemonnaies der Stromkunden greifen. Wegen der aktuell hohen Gewinne der Energiekonzerne sei dieses Verhalten nicht akzeptabel.
Rhiel will die Anträge auf höhere Strompreise sehr kritisch prüfen. Er wies darauf hin, dass im vergangenen Jahr nur rund die Hälfte der beantragten Erhöhungen genehmigt worden seien. Die geplanten Preiserhöhungen zeigen nach Ansicht des Ministers, wie dringend eine wirksame Regulierung der Energienetzmonopole sei. Eine Kontrolle der Strompreise komme zu spät.
E.ON wolle den Strompreis zum 1. März 2005 erhöhen, bestätigte das Energieministerium in Düsseldorf. In Einzelfällen sollen die E.ON-Regionalversorger die Behörden allerdings auch darum gebeten haben, die Preisanhebung in einem beschleunigten Prüfverfahren schon mit Wirkung zum Jahreswechsel 2004/2005 zu genehmigen, berichtete die "Berliner Zeitung" heute vorab. Den betroffenen E.ON Kunden ist daher dringend zu empfehlen, sich noch vor Jahreswechsel mit den Strompreisen auseinanderzusetzen und zu vergleichen, da der Stromanbieterwechsel zwischen 6 und 8 Wochen dauert und manche Stromanbieter bis Jahresende eine Preisgarantie gewähren.