Gas und Strom aus einer Hand: Energie-Riesen drängen auf den Gasmarkt
Stand: 02.08.2001
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(cs/dpa) Nach der Öffnung des Gasmarktes in Deutschland ist ein Kampf der großen Energiekonzerne um die Vorherrschaft entbrannt. Die RWE fasste nach der Fusion mit der VEW ihre Gas-Töchter in einem eigenen Geschäftsbereich zusammen und avanciertem damit zur Nummer zwei der Branche. Konkurrent E.ON erwarb im Rahmen eines Tauschgeschäfts mit BP 25,5 Prozent der Anteile an der Essener Ruhrgas AG, dem unbestrittenen Marktführer unter den Gaslieferanten. Und nun will auch der drittgrößte deutsche Stromkonzern, die Karlsruher Energie Baden-Württemberg (EnBW), seine bisher schwache Position ausbauen und zusammen mit der italienischen Eni beim Regionalversorger Gasversorgung Süddeutschland (GVS) die Mehrheit übernehmen.
EnBW-Chef Gerhard Goll pokert mit dem geplanten Kauf des Landesanteils an der GVS hoch. Denn noch ist das Joint Venture mit der Eni nicht unter Dach und Fach. Die übrigen Aktionäre der GVS haben ein Vorkaufsrecht. Der Mannheimer Oberbürgermeister und GVS- Aufsichtratschef Gerhard Widder (SPD) las von den Plänen in der Zeitung und fühlte sich vom Land "düpiert". Der Mannheimer Energieversorger und GVS-Minderheitsaktionär MVV kann den Verkauf sogar noch platzen lassen. Doch Goll hat Grund zum Optimismus: Bereits der Erwerb des Landesanteils an der EnBW durch den französischen EdF-Konzern galt lange als ungewiss, klappte am Ende aber doch. Mit der Eni hätte Goll nun einen zweiten starken europäischen Partner mit im Boot.
Die GVS bezieht ihr Gas vor allem über die Ruhrgas, könnte sich künftig aber auch bei der Eni bedienen. In Deutschland wird 80 Prozent des Gases aus Russland, Norwegen und anderen Ländern importiert. Die Verträge zwischen Produzenten, Lieferanten und Versorgern sind zwar auf Jahre festgelegt, doch ist die Rechtmäßigkeit dieser langfristigen Vereinbarungen angesichts der Öffnung des Gasmarktes umstritten. Die übrigen Rahmenbedingungen für den Wettbewerb - zum Beispiel die Durchleitung von "fremdem" Gas - werden in der kommenden Woche erneut von den Branchenverbänden diskutiert. Auch wenn Bundesregierung und Bundeskartellamt der Gaswirtschaft mit staatlicher Regulierung drohen, die Vormachtstellung der Großkonzerne zeichnet sich bereits ab.