Göttingen (dpa/lni) - Das erste deutsche Bioenergie-Dorf Jühnde (Kreis Göttingen) hat jetzt eine juristische Basis. Nach Angaben des Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Niedersächsischen Landtag, Stefan Wenzel (Göttingen), vom Sonntag haben die Bürger des Ortes am Wochende eine "Betreibergenossenschaft Jühnde eG" gegründet. Ihr Ziel es ist, mit Hilfe nachwachsender Rohstoffe eine netzunabhängige Strom- und Wärmeversorgung für das gesamte Dorf aufzubauen. Gleichzeitig sollen damit Einkommensquellen für Landwirte und die Forst entstehen.
"Die sehr engagierte Gemeinschaft des 800 Einwohner-Dorfes wird in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Göttingen zum Vorreiter in Sachen umweltfreundlicher Energiegewinnung", meinte Wenzel. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium fördert das Projekt mit 100.000 Euro. Mit dem Geld solle die Steuerungstechnik der Biogasanlage und des Biomasse-Heizwerkes
finanziert werden. Ein Teil der Landwirte hat bereits zu Versuchszwecken Energiepflanzen angebaut.
Spätestens im Jahr 2006 will sich das Dorf von den steigenden Öl- und
Gaspreisen abkoppeln. Der Ort sei deshalb ein sehr wichtiges Signal für eine Verstärkung der Trendwende in der Energiepolitik, sagte Wenzel. Hauptstromlieferant des Dorfes soll eine Biogasanlage sein, in der Gülle, Gras und Grünschnitt sowie andere Pflanzen zu
Biogas vergoren werden. Das Gas soll ein Blockheizkraftwerk mit Generatoren antreiben. Im Winter soll die Energieversorgung durch ein Hackschnitzelheizwerk ergänzt werden.
Der Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hatte im Vorfeld der Gründung der Betreibergesellschaft erklärt: "Ich bin sicher, dass Jühnde im In- und Ausland viele Nachahmer finden wird." Die Förderung des Bundeslandwirtschaftsministerium von 1,32 Millionen Euro sei inzwischen zugesagt.