Essen/Saarbrücken (dpa/lrs) - Mit der Bündelung der Energiesparte
bei seiner Tochter Steag kommt der Essener Chemie- und Bergbauriese
RAG AG bei seiner Umstrukturierung einen weiteren wichtigen Schritt
voran. Zum 1. Oktober vereine der bisherige Kraftwerksbauer Steag
alle deutschen Energieaktivitäten und werde mit einem Umsatz von rund
2,2 Milliarden Euro fünftgrösster deutscher Energiekonzern, sagte ein
RAG-Sprecher am Freitag in Essen.
Die Steag verantwortet künftig die RAG-Geschäftsbereiche deutsche
Kraftwerke, Ferngas,
Fernwärme und Energiedienstleistungen. Zu den
fünf RAG-Säulen zählen nun die Chemie, der Bergbau, das
internationale Kohlegeschäft, die Immobilien und die Energiesparte.
Insgesamt beschäftigt der Konzern 100 000 Mitarbeiter und setzt 20
Milliarden Euro jährlich um.
Das saarländische und einen Teil seines deutschen Energiegeschäft
fasst der Konzern in der neuen Tochter "Saar Energie AG" unter
strategischer Führung der Steag zusammen. An der Steag erhält zudem
der Versorger
RWE (Essen), der StromEnergie von STEAG-Kohlekraftwerken bezieht, einen grösseren Anteil.
Die Tochter RAG Saarberg wird mit Beschluss des Saarberg-
Aufsichtsrates aufgelöst. Die Energieaktivitäten von Saarberg gehen
in die Saar Energie über. Die neue SaarEnergie AG mit rund 1900
Beschäftigten und einem geschätzten Jahresumsatz von 250 Millionen
Euro wird ihren Sitz in Saarbrücken haben. Vorstandschef der Saar
Energie wird Wolfgang Cieslik, derzeit Chef der RAG Verkauf GmbH. Er
löst Joachim Geisler ab, der das Unternehmen verlässt. Die
Gewerkschaft IG BCE hatte am Donnerstagabend die Neustrukturierung
begrüsst. Es würden keine Arbeitsplätze verloren gehen.
Im Zuge des Erhalts von 10 000 Arbeitsplätzen im Saarland, den
Bergbau eingeschlossen, verlangt die RAG einem Zeitungsbericht
zufolge als Gegenleistung Steinkohle-Subventionen von der
Landesregierung im Saarland. Ministerpräsident Peter Müller habe bei
einem Telefonat mit RAG-Chef Werner Müller den Abschluss eines
Rahmenabkommens über die Sicherung der rund 10 000 Jobs an der Saar
gefordert und der RAG-Chef im Gegenzug auf eine Beteiligung des
Landes an den Subventionen gepocht, berichtet die "Financial Times
Deutschland" am Freitag.
Die RAG lehnte dazu eine Stellungnahme ab. Am Wochende trifft sich
die Führungsspitze des Konzerns in München zu ihrer jährlichen
internen Tagung, an der auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD)
teilnehmen werde, sagte ein RAG-Sprecher.
Das Saarland war anders als das grössere Kohleland Nordrhein-
Westfalen Ende der 90er Jahre aus der
Finanzierung der Steinkohle
ausgestiegen. Den Löwenanteil der für 2006 bis 2012 beschlossenen
Staatshilfen von insgesamt knapp 16 Milliarden Euro trägt der Bund.
Ministerpräsident Müller dringt auf eine neuen Rahmenvereinbarung
sowie Zusagen zu Ausbildungsplätzen, künftigen Investitionen in
Kraftwerksstandorte und zur Weiterentwicklung von überregionalen
Geschäftsaktivitäten.