Aus dem Schatten getreten - MVV-Chef Schulten ein Jahr im Amt
Stand: 28.09.2004
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Mannheim (dpa/lsw) - Der Schatten seines langjährigen und charismatischen Vorgängers war lang und die Vorbehalte gegen Rudolf Schulten gross. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt als Vorstandschef des Mannheimer Energieversorgers MVV ist sich der 48-Jährige jedoch sicher: "Ich habe mich aus dem Schatten befreit. Im Grossen und Ganzen würde ich alles genauso noch einmal machen."
Rund 100 Beteiligungen hatte die MVV vorzuweisen, als Schulten das Ruder vom ehemaligen Vorsitzenden und Kurpfälzer Urgestein Roland Hartung übernahm. Fast die Hälfte davon schrieb jedoch rote Zahlen. Die Hebel setzte der neue Chef daher vor allem bei der Bereinigung der Produktpalette an, verlustbringende Töchter wurden abgestossen. Dazu stellte er die interne Organisation mit zum Teil neuen Managern auf breitere Füsse und schaffte damit mehr Transparenz der Geschäftsprozesse nach innen und aussen.
Für die nächsten zwölf Monate hat der Vorstandsvorsitzende nicht weniger ambitionierte Ziele. Operativ soll die Profitabilität weiter verbessert und die Kosten nochmals gesenkt werden. Dazu will sich der Regionalversorger noch stärker als bislang auf das Geschäft in seinen Kernfeldern konzentrieren: Die Energiedienstleistungen mit der Verteilung von Strom, Gas, Wärme und Wasser.
Der Blick geht aber auch über den unternehmensinternen Tellerrand hinaus. "Die Branche wird sich weiter konsolidieren", urteilte Schulten. "Wir wollen ein Netzwerk von Stadtwerken entwickeln." Als neuer Kooperationspartner sei der Frankfurter Energiekonzern Mainova denkbar. Die MVV hat bereits Stadtwerkebeteiligungen in Offenbach, Solingen und Ingolstadt.
Wildwuchs und ungestümes Wachstum wird es mit dem Hobby-Historiker jedoch nicht geben. "Wir fühlen uns in unserer Gewichtsklasse eigentlich ganz wohl", betonte zweifache Vater. Die MVV, deren Hauptaktionär mit 73 Prozent die Stadt ist, sei ein Energieverteiler und kein Erzeugerunternehmen. "Dabei kommt es nicht unbedingt auf die Grösse an."
Zum Abschluss des laufenden Geschäftsjahres 2003/04 am 30. September, einen Tag vor Schultens einjährigem Dienstjubiläum, wird das Mannheimer SDAX-Unternehmen wegen der Einmalaufwendungen von 56 Millionen Euro für den Konzernumbau zwar roten Zahlen vorlegen. Im zweiten Jahr an der Spitze des Regionalversorger will Schulten dann ein deutlich besseres Ergebnis einfahren.