Klimawandel: Grüner Frühling verursacht trockenen Sommer
Stand: 08.01.2020
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Weil es immer mehr Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre gibt, bekommen viele Pflanzen auf der nördlichen Erdhalbkugel im Frühling nun schneller Blätter. Gleichzeitig zeigen die Daten von Wetterstationen, dass Dürren und Hitzewellen in der gesamten Region häufiger auftreten und länger anhalten. Forscher haben festgestellt, dass die beiden Phänomene zusammenhängen.
Ein Team aus Wissenschaftlern von der Peking-Universität in China und der Universität Augsburg hat in Zusammenarbeit mit weiteren Forscherinnen und Forschern aus Deutschland, Großbritannien, Spanien, Belgien, Frankreich, Australien und den USA ermittelt, dass die frühere Begrünung des Frühlings einen großen Wasserverlust durch Verdunstung verursacht. Diese Verdunstung erhöht das Risiko von Bodenfeuchtigkeitsdürren und Hitzeextremen im darauf folgenden Sommer. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht.
Die Forscher konnten den Zusammenhang zwischen den Jahreszeiten mit statistischen Methoden nachweisen, indem sie Satellitenbilder von steigendem Frühlingsgrün mit denen von sinkender Sommerbodenfeuchtigkeit verknüpften. Sie stellen außerdem sicher, dass diese Verknüpfung in Klimamodellen wiederholt werden kann.
Wasser kommt anderswo zurück
„Wie eine frühere Begrünung die Bodenfeuchtigkeit beeinflusst, ist tatsächlich komplexer als bisher angenommen. Eine frühere Begrünung führt zu schnelleren Wasserverlusten, indem mehr Wasser in die Atmosphäre gepumpt wird. Das „verlorene Wasser“ verschwindet jedoch nicht, ein Teil davon kehrt später als Niederschlag über Land zurück. Wir zeigen, dass dieser Mechanismus die durch Begrünung bedingten Wasserverluste verringert, da sonst die Oberflächentrocknung wesentlich intensiver ausfallen würde. Der Rest des „verlorenen Wassers“ kehrt jedoch nicht lokal als Niederschlag zurück, da die Atmosphäre es zu verschiedenen geografischen Orten transportiert“, sagte Xu Lian von der Universität Peking, der der Hauptautor dieser Studie ist.
Effekte verstärken sich gegenseitig
Professor Josep Peñuelas vom Nationalen Forschungsrat von Spanien fügte hinzu: „Diese Untersuchung deutet auf einen oft übersehenen positiven Feedback hin: Steigende Treibhausgaskonzentrationen und die damit verbundene Erwärmung verursachen eine frühere Vegetationsphänologie, die die Sommerbodenfeuchtigkeit verringert, was wiederum die durch die globale Erwärmung verursachten Sommerhitze Extremereignisse weiter verstärkt“.
Der in der Studie identifizierte Zusammenhang von "grüneren Frühlingen verursachen trockenere Sommer" setzt sich jedoch nicht überall durch. Ein Ausnahmefall sind landwirtschaftliche Gebiete, in denen die intensive Bewässerung die durch die Begrünung hervorgerufenen Signale außer Kraft setzt. Eine andere herausragende Ausnahme ist Mittelsibirien, wo das Vegetationswachstum zwar auch früher einsetzt, jedoch die Böden im Sommer feuchter sind, und diese zusätzliche Bodenfeuchtigkeit wird wahrscheinlich durch die Atmosphärische Zirkulation aus Europa übertragen, wo durch Begrünung und erhöhte Verdunstungsraten sich feuchtere Luftmassen bilden.
„Diese Forschung trägt zu den wachsenden Beweisen bei, dass der Klimawandel nicht einfach so ablaufen wird, dass alles gleich bleibt, außer den erhöhten Hintergrundtemperaturen. Stattdessen wird der Klimawandel hochkomplexe Wechselwirkungen innerhalb des Planetensystems auslösen, die lokal zu erheblichen Veränderungen führen können “, fügte Chris Huntingford vom Centre for Ecology and Hydrology, UK, hinzu.