Banken sehen sich für Kreditausfälle gut gerüstet
Stand: 20.10.2020
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Infolge der Corona-Krise rechnen viele Experten für die kommenden Monaten mit einer wachsenden Zahl von Insolvenzen. Für Banken hieße das, dass zahlreiche ausgegebene Kredite nicht vollständig zurückgezahlt werden. Laut dem Bundesverband deutscher Banken (BdB) sind die deutschen Geldhäuser für die anstehenden Herausforderungen gut gerüstet.
Banken haben sich wetterfest gemacht
„Wenn es in den kommenden Monaten zu einem Anstieg der Kreditausfälle kommt, ist dies keine Bedrohung für die Banken“, sagte BdB-Präsident Hans-Walter Peters. Die deutschen Institute hätten sich wetterfest gemacht und ihr Eigenkapital in der Vergangenheit deutlich aufgestockt. Um sich auf steigende Kreditausfälle vorzubereiten, sei die Risikovorsorge erhöht worden. „Die Banken wissen, wo Kredite wackeln.“
Zuvor hatte auch die Deutsche Bundesbank dem deutschen Finanzsystem Stabilität in der Krise bescheinigt. Zugleich appellierte die Notenbank an die Kreditinstitute, den Geldhahn auch bei steigenden Firmenpleiten offen zu lassen.
Die privaten Banken erwarten in diesem Jahr einen Rückgang der globalen Wirtschaftsleistung um rund vier Prozent. „Da alle Regionen der Welt betroffen sind, wäre dies der stärkste Wirtschaftseinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Peters. Im Jahr 2021 sollte die globale Wirtschaftsleistung demnach aber um etwa fünf Prozent wachsen.
Entlastungen bei Negativzinsen gefordert
Der Banken-Präsident forderte Entlastungen für die Branche. Kritik übte er erneut am „Strafzins“ von derzeit 0,5 Prozent, den Geschäftsbanken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Auch wenn es inzwischen höhere Freibeträge gibt, ist das eine Milliardenbelastung für die Finanzbranche.
Viele Banken geben die Belastung bereits an ihre Kunden weiter und belasten Guthaben auf dem Tagesgeld- oder Girokonto ihrerseits mit Negativzinsen. Laut einer aktuellen Verivox-Auswertung der Preisverzeichnisse von rund 700 Banken und Sparkassen verlangen derzeit insgesamt 142 Institute Negativzinsen von Privatkunden.
Übersicht: Diese Banken und Sparkassen verlangen Negativzinsen
Banken erwarten 2,6 Milliarden Euro „Strafzinsen“
Peters zufolge haben die Geldinstitute im Euroraum seit Juni 2014 gut 30 Milliarden Euro Zinsen an die Notenbank gezahlt. Aktuell sei die Belastung noch einmal gestiegen. Allein in diesem Jahr dürften es insgesamt etwa 10,5 Milliarden Euro sein, rund 3,5 Milliarden Euro mehr als vor einem Jahr. Deutsche Kreditinstitute zahlten den Angaben zufolge im vergangenen Jahr rund 2,34 Milliarden Euro. In diesem Jahr werden insgesamt etwa 2,6 Milliarden Euro erwartet.
Mit den „Strafzinsen“ will die EZB erreichen, dass Banken das viele billige Geld, das die Notenbank ihnen zur Verfügung stellt, in Form von Darlehen an Unternehmen und Verbraucher weiterreichen, damit es in Investitionen und Konsum fließt. Peters forderte eine deutliche Anhebung der Freibeträge, um die Finanzinstitute schnell zu entlasten. Bei der laufenden Strategieüberprüfung der EZB sollten die Negativzinsen zudem sorgfältig überprüft werden.