Bonn (dpa/lnw) - Privathaushalte zahlen nach Darstellung des
Bundes der Energieverbraucher jährlich rund vier Milliarden Euro zu
viel für Strom und Gas. Vier Großanbieter beherrschten zum Nachteil
der Verbraucher den deutschen Markt, sagte der Vorsitzende des Bundes
der Energieverbraucher, Aribert Peters, am Donnerstag in Bonn. Die
Liberalisierung auf dem Strommarkt habe sich für die Kunden nicht wie
erwartet in niedrigen Preisen ausgezahlt. Stattdessen sei der
Strompreis seit 2000 für private Haushalte um 18 Prozent gestiegen.
Peters forderte die Bundesregierung auf, die für den Verbraucher
"unerträglichen Zustände" zu beenden. Die sinkenden
Wettbewerbsintensität, steigende Konzerngewinne und gleichzeitig
steigende
Strompreise zeigten das Scheitern des Wettbewerbs auf dem
Energiemarkt. Jeder Haushalt in der Bundesrepublik zahle jährlich
etwa 100 Euro zu viel. Im europäischen Durchschnitt bezahlten die
Privathaushalte sogar sieben Milliarden Euro zu viel.
Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) beklagte
einen "ordnungspolitischen Skandal erster Güte". Dumpingpreise und
Großabnehmerrabatte hätten den Mittelstand aus dem Energiemarkt
verdrängt, sagte Verbandspräsident Mario Ohoven. Vier Großkonzerne
kontrollierten 80 Prozent der Stromerzeugung und 90 Prozent des
Gasmarktes.
Die Vorstandsvorsitzenden der vier Unternehmen
E.ON, RWE, Vattenfall Europe und EnBW waren für diesen Donnerstagabend zu einem
Spitzengespräch mit Kanzler Gerhard Schröder in Berlin eingelanden.
Dies diene vermutlich dazu "die Vorherrschaft zu zementieren", sagte
Ohoven.
Eine komplette Liberalisierung des Energiemarktes halte er für
unwahrscheinlich, sagte Ohoven. Zu den vier Marktbeherrschern gebe es
keine Alternative. Allein die unzureichende Öffnung des Gasmarktes
koste die deutsche Wirtschaft im Jahr etwa fünf Milliarden Euro mehr.
Der Gesetzgeber müsse endlich eine unabhängige Regulierungsbehörde
schaffen. Hier sei die Regierung weit hinter den EU-Vorgaben zurück.
Die Bundesrepublik sei bei erneuerbaren Energien zwar weltweit
führend, doch
Stromsparen werde nicht forciert, sagte Peters. Es sei
umweltverträglicher und ökonomischer den Strombedarf zu mindern, als
Kohle in neuen Großkraftwerken zu verstromen. Dies strebe die
Energiewirtschaft aber an. Sparmöglichkeiten von
Strom und Gas gebe
es in jedem Haushalt. Nur die Hälfte aller Haushalte verfüge über
Energiesparlampen, die wenigsten Häuser verfügten über ausreichende
Dämmung.