Vattenfall: AKW Brunsbüttel sicher - Grüne: Erlaubnis streichen
Stand: 29.08.2006
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Berlin (dpa) - Das Kernkraftwerk Brunsbüttel kann nach Angaben des Stromkonzerns Vattenfall mit dem jetzigen Notstromsystem sicher betrieben werden. Mit dieser Antwort auf Sicherheits-Fragen von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) bemühte sich der Betreiber Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (VENE) am Montag, ein vorzeitiges Abschalten des norddeutschen Atommeilers abzuwenden.
Bestätigen sich die Sicherheitsangaben des Unternehmens, erwägt das Bundesumweltministerium kein vorzeitiges Abschalten des Reaktors noch vor 2009. Das hatte Gabriels Sprecher Michael Schroeren zuvor deutlich gemacht. Der Minister werde nicht "aus Willkür heraus" diesen oder andere Atommeiler mit Betriebsgenehmigungen stilllegen.
Im Jahr 2009 ist die Laufzeit dieses älteren Meilers gemäß Atom- Ausstiegsvertrag wie auch die der Reaktorblöcke Biblis 1 und 2 (Hessen) sowie Neckarwestheim I (Baden-Württemberg) beendet, was die Stromkonzerne durch angekündigte Verlängerungsanträge unterlaufen wollen. Vattenfall erklärte: "Das Kernkraftwerk Brunsbüttel verfügt über eine gesicherte Notstromversorgung für alle denkbaren Störfälle." Gabriel hatte Vattenfall am Freitag eine Erklärungs- und Nachweisfrist bis einschließlich Montag gegeben.
Nach dem Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark, das ebenfalls von Vattenfall betrieben wird, hatte die deutsche Reaktorsicherheitskommission (RSK) auch für Brunsbüttel neue Sicherheitsfragen aufgeworfen. Danach sei das AKW Brunsbüttel bei Ausfall des batteriebetriebenen Notstromsystems auf Wechselstrom angewiesen, wodurch die Stromversorgung für die Steuerung der Anlage nur noch eingeschränkt zur Verfügung stünde. Es könnte damit ein ähnliches Problem wie in Forsmark auftreten, hatte das Ministerium am Freitag erläutert.
VENE-Chef Thomauske erklärte: "Wir haben belegt, dass Brunsbüttel besonders gut auf mögliche Störungen in der Stromversorgung vorbereitet ist. Ein gleichzeitiger Ausfall der Wechselrichter ist in Brunsbüttel anders als in Forsmark ausgeschlossen." Auch gegen Szenarien wie einen Brand in der Anlage sei die Notstromversorgung in Brunsbüttel gesichert. "Weitergehende Untersuchungen haben gezeigt, dass selbst ein Ausfall aller Wechselrichter - der nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen ist - in Brunsbüttel nicht zu einem Ausfall der Notstromversorgung führen würde. In einem solchen Fall würde eine zusätzliche Sicherung greifen: das unabhängige Notstandssystem, eine durch zwei zusätzliche Diesel gestützte Anlage, die den sicheren Betrieb des Kraftwerks sowie aller bei einer Reaktorschnellabschaltung erforderlichen Maßnahmen gewährleistet."
Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) erklärte, nach den von Vattenfall vorgelegten Erklärungen gebe es zunächst keine Handhabe für ein schnelles Abschalten des AKW- Brunsbüttel. An diesem Dienstag werde es in Kiel ein Gespräch mit den Betreibern, Vertretern des Bundesumweltministerium sowie der Atomaufsicht des Landes geben. Dabei soll noch einmal der Bericht des Betreibers erörtert werden. Erst dann könne die Aufsichtsbehörde eine sicherheitstechnische Bewertung vornehmen. Trauernicht wies darauf hin, dass für Forsmark noch immer keine gesicherte Darstellung über den Aufbau der Notstromversorgung sowie zum Ablauf des Störfalles und dessen Ursachen und Auswirkungen vorliege.