Stuttgart (dpa) - Stromkunden werden nach Einschätzung des Vertriebsvorstandes der Süwag Energie AG, Joachim Hofmann, künftig kaum noch von großen Preisunterschieden der Anbieter profitieren können. "Dies liegt nicht an mangelndem Wettbewerb, sondern an den Preisbestandteilen, die bei Haushaltskunden zu 96 Prozent nicht mehr vom Energielieferanten beeinflusst werden können", sagte der Manager am Mittwoch auf einer Energiekonferenz in Stuttgart.
Fast 40 Prozent des Preises sei durch Steuern und Abgaben an den Staat festgelegt. Weitere rund 35 Prozent entfallen auf die
Netznutzungsentgelte, die von der Bundesnetzagentur festgelegt werden, sagte Hofmann. Die Strombeschaffung mache 21 Prozent des
Strompreises aus. "Dieser Preisbestandteil bildet sich auf Grund von Angebot und Nachfrage an der Leipziger
Strombörse EEX und ist ebenfalls vom Stromlieferanten nicht beeinflussbar." Lediglich vier Prozent, nämlich der Vertriebsanteil inklusive Marge seien für den Endkundenwettbewerb relevant, stellte der Süwag-Vorstand fest. Der regionale Energieversorger ist eine Tochterunternehmen der RWE.
Versorgungssicherheit sei ein ganz zentraler Wettbewerbsfaktor für die deutsche Wirtschaft, betonte Hofmann. Er appellierte an die Bundespolitiker, verlässliche und langfristige Rahmenbedingungen zu schaffen, statt die CO2-freie Stromerzeugung in Kernkraftwerken aufzugeben.
Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) sagte bei dem Treffen: "Wir brauchen eine Energiepolitik, die die Ziele Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Ökologie miteinander vereint." Dies sei am besten durch einen ausgewogenen
Energiemix aus Kohle, Gas, Kernkraft, Öl und erneuerbaren Energien zu erreichen. Der Schwerpunkt müsse sich dabei weg vom importierten Öl und Gas verlagern hin zu erneuerbaren Energieträgern und künftigen Technologien. Die Kernkraft werde noch über Jahrzehnte als unverzichtbarer Bestandteil eines modernen und klimafreundlichen Energiemix benötigt.