Konstanz (dpa) - Das treibt vielen Autofahrern im Sommer die Schweißperlen auf die Stirn: Sie parken ihren Wagen mit Bedacht im Schatten. Aber wenn sie zurückkommen, steht der fahrbare Untersatz in der prallen Sonne. Beim Einsteigen herrschen Saunatemperaturen, Lenkrad und Armaturenbrett scheinen regelrecht zu glühen. Das alles muss nicht sein, findet Roland Burkhardt, Vorstandsvorsitzender des Konstanzer Solarzellenherstellers Sunways AG. Sein Unternehmen bietet Solarzellen fürs Autoschiebedach aus Glas an, die den Strom für frische Luft im Wageninneren liefern.
Die
Energie treibt den Lüftungsmotor an. "Wenn die Sonne vom Himmel brennt, bläst die Lüftungsanlage kräftig", erläutert Burkhardt. Denn im Hochsommer kann sich das Wageninnere schon mal bis auf 70 Grad aufheizen. Dank der solargetriebenen Lüftung kühlt sie bis auf 50 Grad ab. "Der Temperaturunterschied ist deutlich spürbar, auch im Anzug schwitzt man in den wenigen Minuten nicht, in denen die
Klimaanlage ihre volle Leistung erreicht", erklärt er.
Durch den ständigen Austausch der Luft leidet auch die Inneneinrichtung des Wagens weniger. "Die Materialien nutzen sich weniger ab", sagt der Chef des 1993 gegründeten Unternehmens. Frische Luft im Wageninneren mildert außerdem den Geruch nach Kunststoff, denn bei Hitze werden unangenehme Gase frei.
Sunways ist zwar nicht die Erfinderin der
Solarzellen auf dem Schiebedach, aber das erste Unternehmen, das die Zellen für die Fertigung im großen Stil produziert. Ein Exklusivvertrag mit dem Automobilzulieferer Webasto AG (Stockdorf bei München) umfasst die Bestückung von 25 000 Schiebedächern im Jahr. Diese werden nicht nur in Luxusautos wie den Maybach oder Modelle der gehobenen Preisklasse eingebaut. So ist etwa die komplette Audi-Palette mit den Solarzellen vom Bodensee erhältlich.
Dass Sunways den Auftrag ergattert hat, schreibt der 48-jährige Ingenieur der hohen Qualität und dem ansprechenden Design zu. "Der Kunde erwartet ein ästhetisches Produkt", sagt er. Die Solarzellen ergeben nicht nur ein kunstvolles Muster auf dem Schiebedach. Eine Zelle müsse bei Verarbeitung und Farbe wie ein Ei dem anderen gleichen, was Spezialwissen und äußerte Sorgfalt im Produktionsprozess erfordere.
Die Solar-Schiebedächer sollen Sunways mit seinen 230 Mitarbeitern bei einem erwarteten Jahresumsatz 2006 von 150 Millionen Euro rund fünf Millionen Euro bringen. Die Spezial-Zellen entstehen im Konstanzer Stammwerk, während sich die 2005 im thüringischen Arnstadt eröffnete Fertigung auf Standardware konzentriert.
Mit dem Webasto-Auftrag hat das Unternehmen nun ein Bein in der Tür der Autoindustrie. Burkhardt kann sich viele weitere Anwendungen für
Solarstrom bei Fahrzeugen vorstellen. Der Wunsch des Autofahrers nach immer mehr Komfort auch dann, wenn der Zündschlüssel abgezogen ist, wie Standheizung oder Fernöffnung der Türen, steigere den Energieverbrauch enorm. Selbst an Zukunftsträumen mangelt es ihm nicht. Auch wenn Sonnenenergie in absehbarer Zeit wohl kaum den immer teureren Sprit ersetzen könne, so seien doch Photovoltaik-Tankstellen im Vorgarten denkbar - zum Aufladen von Elektroautos.