Landwirte in Baden-Württemberg setzen auf Energie aus Biogasanlagen
Stand: 07.12.2004
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Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württembergs Landwirte setzen auf Energie aus Biomasse: Die Zahl der Biogasanlagen im Land werde in diesem Jahr auf knapp 300 anwachsen - 50 mehr als noch im Januar, schätzt das Landwirtschaftsministerium. "Biogas ist im Augenblick der Renner", bestätigt Hans Oechsner, Leiter der Landesanstalt für Landtechnik an der Universität Hohenheim. Die Uni hat für rund 300.000 Euro eine Versuchsanlage gebaut, mit der die Stromerzeugung aus Biomasse verbessert werden soll. Offizielle Einweihung der Anlage ist am 9. Dezember.
In Biogasanlagen werde ein Verdauungsprozess zur Energiegewinnung genutzt, erläutert Oechsner. Biomasse, beispielsweise Mais, Gülle oder Speisereste, würde durch Bakterien verdaut. Dabei entstehe Methan-Gas, das anschliessend verbrannt und so zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt werden könne. Was von der Biomasse übrig bleibe, sei sehr gut als Dünger nutzbar. In der neuen Versuchanlage werde die Universität Hohenheim unter anderem testen, welche Stoffe sich am besten zur Biogasgewinnung eigneten.
Paul Eberle aus Renningen (Kreis Böblingen) betreibt seit 1980 eine Biogasanlage - vor allem mit der Gülle, die seine 800 Schweine produzieren. "Mir ging es eigentlich darum, Geruchsbelästigungen zu vermeiden." Positiver Nebeneffekt: Seit 20 Jahren habe er kein Heizöl mehr kaufen müssen und seine Stromrechnung sei gesunken. Den Strom ins allgemeine Netz einzuspeisen, habe sich 1980 noch nicht gelohnt, denn der Stromversorger habe ihm anfangs nur 1,5 Pfennig pro Kilowattstunde angeboten. "Heute ist die Biogasanlage ein zweites Standbein für mich", sagt Eberle. Rund 50.000 Euro erhalte er pro Jahr für seinen Strom, allerdings habe er erst vor vier Jahren 500.000 Euro in eine neue Anlage investiert.
Eine generelle Empfehlung für Biogasanlagen könne er nicht geben, sagt Thomas Deines, Referent für nachwachsende Rohstoffe im Landwirtschaftsministerium. Eine Investition lohne sich nur für solche Landwirte, die ausreichend Biomasse zur Verfügung hätten und eine solche Anlage über Jahre hinaus betreiben wollten. Zudem müsse der Betreiber den Anschluss an das allgemeine Stromnetz bezahlen, was im Falle eines abgelegenen Hofes teuer werden könne.