"Hot Spot von Deutschland": Landau setzt auf Erdwärmekraftwerk
Stand: 29.08.2006
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Landau (dpa) - Noch ist nicht viel mehr als eine rote Leitung zu sehen, die aus dem Boden ragt. Ende kommenden Jahres soll hier, auf einem ehemaligen Militärgelände im pfälzischen Landau, mit Hilfe von Erdwärme Strom gewonnen werden. In Deutschland sind zur Zeit mehrere dieser Geothermie-Kraftwerke in Planung, Landau will als erstes ans Netz gehen und in größerem Stil mit Hilfe heißen Wassers aus der Tiefe Energie produzieren. Noch gibt es allerdings auch Unsicherheiten in dem Projekt.
Jetzt wartet das für das Projekt verantwortliche Unternehmen geo x, eine Tochter der Energieversorger Pfalzwerke und EnergieSüdwest, auf die Turbine für das Kraftwerk, die von einem israelisch- amerikanischen Konzern geliefert wird. Im Energiesektor seien die Lieferzeiten auf Grund der hohen Nachfrage derzeit sehr hoch, sagt geo x-Geschäftsführer Heiner Menzel. Im kommenden Jahr soll es so weit sein. "Wir hoffen, dass wir dann noch vor Weihnachten 2007 den ersten Strom einspeisen können."
Der Oberrheingraben, ein Tiefland, das sich von Frankfurt bis Basel erstreckt, gilt auf Grund der geologischen Gegebenheiten als günstiger Standort für Geothermie-Kraftwerke. Die rheinland- pfälzische Umweltministerin Margit Conrad (SPD) sieht in der Geothermie eine erneuerbare Energie mit "Riesenpotenzial".
Sie will das Land bundesweit zur Referenzregion für die Nutzung dieser Energie machen. Experten sind sich einig: Die Geothermie könnte theoretisch einen riesigen Beitrag zur Energieversorgung leisten - noch gibt es aber Zweifel, ob sich die Investitionen wirklich lohnen. So wurde im baden-württembergischen Bad Urach im vergangenen Jahr ein Geothermie-Projekt vorerst auf Eis gelegt, weil das Geld ausging. Für den Oberrheingraben arbeiten Wissenschaftler zur Zeit an einem Atlas, der zeigen soll, wo sich das - sehr teuere - Bohren nach heißem Wasser lohnt.
Rund 15,5 Millionen Euro werden in das Kraftwerksprojekt in Landau investiert, das Land hat einen Teil des finanziellen Unwägbarkeiten übernommen. Allein eine Bohrung schlägt mit mehr als drei Millionen Euro zu Buche. "Wir wissen, dass das ein Risiko ist", sagt Conrad. So weiß zum Beispiel keiner genau, wie groß das Wasserreservoir ist, das die Landauer angebohrt haben. Auch, wie die technischen Anlagen mit dem sehr salzigen Wasser aus dem Erdinneren auf Dauer klar kommen, wird erst die Praxis zeigen.
Wenn alles wie erhofft klappt, soll das Landauer Kraftwerk 5000 Haushalte mit Strom und zusätzlich 300 Haushalte mit Wärme versorgen - und damit Deutschlands erstes Geothermie-Kraftwerk in Neustadt- Glewe in Mecklenburg-Vorpommern deutlich übertreffen. Noch steht die Landauer Anlage nicht, die Träume von Oberbürgermeister Christof Wolff (CDU) gehen dennoch schon weiter: Er könnte sich auf der Brachfläche neben dem Kraftwerk eine Gärtnerei vorstellen, die von der Wärme profitieren würde. Wolff hat eine Vision für seine Stadt: "Wir sind der Hot Spot von Deutschland."
Geothermie
Geothermische Energie oder Erdwärme ist nahezu unerschöpflich und weltweit verfügbar. Dabei handelt es sich um die in der Erdkruste gespeicherte Energie. Je tiefer in die Erde gebohrt wird, desto höher sind dort die Temperaturen. Nach einer Untersuchung des Geoforschungszentrums Potsdam ließe sich mehr als die Hälfte des deutschen Wärmebedarfs mit Geothermie decken. Auch das Potenzial für die Stromerzeugung gilt als gewaltig. Tatsächlich spielt die Geothermie in Deutschland bei der Energieerzeugung aber bislang eine
sehr geringe Rolle. Sie trug 2005 nur ein Prozent zur Energie aus erneuerbaren Quellen bei. Als Vorreiter weltweit gilt Island.
Das Problem: Im Gegensatz zu an