GDF Suez und Enel leiden unter Schuldenkrise
Stand: 03.08.2012
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Mailand/Paris - Während deutsche Energiekonzerne mit dem Atomausstieg zu kämpfen haben, leiden andere europäische Energieriesen unter der Schuldenkrise. Wegen hoher Steuern brach der Gewinn des italienischen Konzerns Enel ein. GDF Suez verzeichnet in Frankreich eine geringere Nachfrage wegen der schwachen Konjunktur.
Der größte italienische Versorger Enel hat im ersten Halbjahr wegen höherer Steuern im Heimatmarkt einen Gewinneinbruch erlitten. Der Überschuss sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 2,6 auf 1,82 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Damit trafen die Italiener die Erwartungen am Markt. Der Umsatz legte um 6 Prozent auf 40,7 Milliarden Euro zu. Wachsen konnte Enel besonders in Lateinamerika, Russland, Osteuropa sowie mit alternativen Energien. Daher werde das Unternehmen in Wachstumsmärkten investieren. Weniger verdiente Enel in der Heimat, da dort nun höhere Steuern abverlangt werden. Ähnliche Belastungen stehen Enel künftig in Spanien bevor. Der Schuldenstand lag Mitte des Jahres bei 47,6 Milliarden Euro nach 44,6 Milliarden Euro Ende des vergangenen Jahres. Bisher hatte Enel angekündigt, den Schuldenberg bis Jahresende auf 43 Milliarden Euro zu verringern.
Schwache Energienachfrage
Dem französische Energiekonzern GDF Suez macht eine schwache Energienachfrage angesichts der rückläufigen Konjunktur zu schaffen. Im ersten Halbjahr ging der Gewinn des Versorgers zurück, wie die Gesellschaft am Donnerstag in Paris mitteilte. Der Überschuss sank um 15 Prozent auf 2,33 Milliarden Euro, womit GDF allerdings die Markterwartungen übertreffen konnte. Konzernchef Gerard Mestrallet sprach von "soliden Zahlen in einem sich verschlechternden Marktumfeld". Zudem hatte GDF Suez im Vorjahreszeitraum Gewinne durch den Verkauf von Unternehmensteilen erzielen können.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 4,2 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um 10,6 Prozent auf 50,5 Milliarden Euro zu. Das Unternehmen bestätigte auf dieser Basis seine Ziele für das laufende Jahr, wonach der Gewinn auf vergleichbarer Basis bei 3,7 bis 4,2 Milliarden Euro liegen soll.
Der Investitionsrahmen liegt bei 10 bis 11 Milliarden Euro.
Der frühere französische Gasmonopolist will unter anderem sein Geschäft mit Flüssiggas (LNG) stark ausweiten, vor allem in den Schwellenländern. Dort ist die Energienachfrage groß, während sie in Europa angesichts der angeschlagenen Konjunktur nachlässt und sich dadurch die Margen aus dem Stromgeschäft für die Versorger verschlechtern. Nicht zuletzt aus diesem Grund übernahm GDF Suez im April die restlichen Anteile an dem britischen Kraftwerksbetreiber International Power. Dieser ist unter anderem an Kraftwerken in Lateinamerika, dem Nahen Osten, Asien und Afrika beteiligt.
Atomausstieg in Belgien
Wegen des von Belgien geplanten Atomausstiegs erwartet der Konzern in der Zukunft deutliche Gewinneinbußen. Das jährliche Vorsteuerergebnis werde von 2015 an um rund 100 Millionen Euro niedriger ausfallen als bislang, hieß es. Dann müssen zwei Reaktoren des Atomkraftwerks Doel bei Antwerpen stillgelegt werden.
GDF Suez betonte, dass es nun wichtig sei, verbindliche Zusagen über die Restlaufzeiten der anderen Anlagen zu bekommen. Dies gelte vor allem für den Reaktor 1 des Atomkraftwerks Tihange, der zunächst ebenfalls 2015 vom Netz gehen sollte. Anfang Juli beschloss das Kabinett dann aber eine Verlängerung der Laufzeit um zehn Jahre. Von der endgültigen Entscheidung sind nach Angaben der Franzosen Investitionen von insgesamt 600 Millionen Euro abhängig. 300 Millionen Euro entfielen allein auf GDF Suez.