Düsseldorf/Madrid (dpa) - E.ON zieht im milliardenschweren Übernahmekampf um den spanischen Stromversorger Endesa erstmals vor Gericht. Der führende deutsche Energieversorger verklagte den Konkurrenten Acciona in New York. E.ON wirft Acciona vor, irreführende Angaben zu den strategischen Zielen bei Endesa gemacht zu haben, sagte ein E.ON-Sprecher am Montag in Düsseldorf. Zudem gebe es keine Klarheit über den von Acciona kontrollierten Aktienbestand sowie über mögliche Vereinbarungen von Acciona mit Dritten im Zusammenhang mit dem Aktienerwerb. Acciona wies die Vorwürfe zurück.
Der spanische Baukonzern und Energiedienstleister Acciona war Ende September bei Endesa eingestiegen. Acciona hatte zehn Prozent der Endesa-Aktien erworben und angekündigt, den Anteil ausbauen zu wollen. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll er auf knapp 17 Prozent geklettert sein. "Ziel der Klage ist, Acciona zu einer Richtigstellung ihrer Veröffentlichungen zu veranlassen und einen weiteren Kauf von Endesa-Aktien durch Acciona zu verhindern, damit die Endesa-Aktionäre Entscheidungen auf der Grundlage korrekter Informationen treffen können", hieß es bei
E.ON in Düsseldorf.
Acciona wies in einem Schreiben die Anschuldigungen zurück. Die Behauptung, dass Acciona mit einer dritten Partei gegen E.ON agiere, sei "absolut unwahr". Eine Anhörung vor Gericht ist laut Acciona für den 20. Oktober angesetzt. Wie Acciona am Montag mitteilte, richtet sich die Klage gegen die Tochter Finanzas Dos SA. Diese soll im Zusammenhang mit dem Kauf einer Endesa-Beteiligung von zehn Prozent falsche Angaben bei der US-Börsenaufsicht SEC gemacht haben. Endesa ist unter anderem auch an der New Yorker
Börse notiert und unterliegt deshalb auch dem strengen amerikanischen Börsenrecht.
E.ON hat bei seiner geplanten Übernahme von Endesa mit etlichen Hindernissen zu kämpfen. Der spanische Energiekonkurrent
Gas Natural versuchte, den Düsseldorfern mit einem Gegenangebot Steine in den Weg zu legen. Zudem machte die spanische Energiebehörde CNE strenge Auflagen. Der Einstieg Accionas Ende September wurde in der Branche ebenfalls als Versuch gewertet, eine Übernahme durch E.ON zumindest zu erschweren. E.ON konterte den Vorstoß der Spanier mit einer Aufstockung des Übernahmeangebots für Endesa auf 35 Euro pro
Aktie. Bei einer vollständigen Übernahme wären das rund 36 Milliarden Euro.