EnBW: Wieder Streit um Atomsicherheit - Opposition: Mappus hat gelogen
Stand: 30.11.2004
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Stuttgart (dpa/lsw) - Im Streit um die Sicherheit des Atomkraftwerks Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) gerät Baden- Württembergs Umweltminister Stefan Mappus unter Druck. Der CDU- Politiker habe die Öffentlichkeit über die wahren Hintergründe für die Entlassung des Kraftwerksleiters Eberhard Grauf "getäuscht und belogen", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Drexler am Montag in Stuttgart.
Nach einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" hatte der Reaktorchef Grauf vor seiner Entlassung massive Kritik an der Sicherheit der Kernkraftwerke geübt. Das belegten interne Dokumente. Mappus betonte am Montag erneut, Sicherheitsfragen hätten keine Rolle bei der Entlassung gespielt. "Es war aber nicht unsere Aufgabe, die sonstigen Umstände oder gar die arbeitsrechtliche Rechtfertigung der Entlassung zu untersuchen", sagte der Minister.
Der Betreiber - die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) - meinte am Abend, die Kündigung von Grauf sei allein aus Gründen des Verhaltens gegenüber Vorgesetzten und Kollegen ausgesprochen worden. Sie sei nicht wegen unterschiedlicher Bewertungen zu Sicherheitsfragen erfolgt. Anders lautende Berichte seien falsch.
Der Atomexperte Grauf war im Sommer überraschend als Chef des zweiten Reaktorblocks in Neckarwestheim abgelöst worden. Die EnBW soll dies nach Angaben der Zeitung mit "verbalen Ausfällen" und "querulatorischem" Verhalten begründet haben. Das Stuttgarter Umweltministerium habe mehrfach erklärt, es gebe keine Hinweise auf Differenzen über Sicherheitsfragen - dies sei nicht der Grund der Ablösung gewesen.
Tatsächlich habe Grauf massive Kritik an der Sicherheit der EnBW- Kernkraftwerke geübt, heisst es in der Zeitung. Dies hätten Teilnehmer einer Besprechung mit EnBW-Chef Utz Claassen ausgesagt, bei der es zum Eklat gekommen sein soll. Die geheimen Protokolle der Befragung durch das Umweltministerium liegen der Zeitung nach eigenen Angaben vor.