Elektroheizung unrentabel - Preise für Heizstrom steigen
Stand: 10.05.2004
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Stark steigende Heizstrompreise bescheren ca. 2,2 Millionen Haushalten drastische Heizkostenanstiege. Die Betroffenen reagieren zu recht mit großen Empörung, so der Bund der Energieverbraucher. Weil weitere Preisanstiege zu befürchten sind, sollten die Mieten gesenkt und die Wände gedämmt werden. Ein Umstieg auf günstigere und ökologischere Heizungen lohnt sich. Als grob irreführend haben Verbraucherschützer die RWE-Werbung für "günstige Elektronachtspeicheröfen" kritisiert.
Derzeit heizen 2,2 Millionen Haushalte, das sind ca. acht Prozent, mit elektrischem Strom und verbrauchen dafür 23 Milliarden Kilowattstunden jährlich. Das entspricht der Jahresproduktion von mehr als zwei Kernkraftwerken.
3,9 Cent-Zeiten sind vorbei
In den neunziger Jahren wurde Heizstrom zum Preis von 3,9 Cent abgegeben, Herstellungspreise von abgeschriebenen Kraftwerken. Die Stromwirtschaft saß auf gewaltigen Überkapazitäten und musste gegenüber Öl- und Gasheizungen wettbewerbsfähige Preise anbieten. Die Brennstoffkosten liegen heutzutage für Heizöl bei 3,5 bis 4 Cent, bei Gas bei 5,5 Cent und Fernwärme bei 8,3 Cent je Kilowattstunde.
Nun kommt das dicke Ende denn die Heizstrompreise sind mittlerweile drastisch angestiegen. Die Wormser EWR z.B. hat am ersten Januar 2004 die Preise von 5,5 auf 6,45 Cent je Kilowattstunde angehoben. E.on Hanse erhöhte vor einem Jahr die Heizstrompreise um 17% und in diesem Jahr nochmals um 10 Prozent auf 6,8 Cent. Ähnliche Entwicklungen sind bundesweit zu beobachten.
Keine Wechselmöglichkeiten
m Vergleich zum Preis des normalen Haushaltsstroms von 16 bis 17 Cent ist Heizstrom noch sehr günstig, ungünstig jedoch im Vergleich zu Gas und Öl. Für die betroffenen Haushalte steigen die Heizkosten drastisch an, ohne dass es eine Alternative dazu gibt. Die Unternehmen begründen die Anhebung mit gestiegenen Grosshandelspreisen. Eine staatliche Aufsicht über die Heizstrompreise gibt es ebensowenig wie die Möglichkeit, den Anbieter zu wechseln. Denn obwohl ein Anbieterwechsel grundsätzlich möglich ist, gibt es keine bundesweiten Anbieter. Da allein die Durchleitungsentgelte im Niederspannungsnetz bei rund sieben Cent liegen - für Heizstrom etwas niedriger- , ist das nicht weiter verwunderlich, weil die Strompreise an der Börse derzeit bei 3 Cent/kWh ohne MWSt. liegen. Die Kartellbehörden haben angemahnt, dass der freie Wettbewerb für Heizstrom immer noch behindert wird.
Perspektiven düster
Mit steigenden Stromerzeugungskosten und Börsenpreisen werden künftig zwangsläufig auch die Heizstrompreise weiter ansteigen, selbst wenn die Netznutzungsentgelte regulierungsbedingt sinken. Die betroffenen Eigentümer und Mieter sollten sich auch wegen der ungünstigen Preisperspektiven möglichst rasch umorientieren auf Öl-, Gas-, Fernwärme-, Pellets oder Solarheizung. Auch eine bessere Wärmedämmung rentiert sich.
Konsequenz: Mietminderung
Die hohen und weiter steigenden Heizkosten elektrobeheizter Wohnung mindern den Mietwert. Sie begründen Mietsenkungen, die von Vermietern eingeräumt werden sollten. Durch die geringen Investitionskosten bei der Installation der Stromheizung haben Vermieter über Jahre deutliche Zusatzrenditen erwirtschaften können, so der Bund der Energieverbraucher.
RWE wirbt weiter
Trotz drastischer Preisanstiege wirbt RWE mit Fax vom 6. Mai 2004 weiter: "Elektronachtspeicheröfen sind günstige Lösung". Der Bund der Energieverbraucher hält diese Werbung für grob irreführend und prüft rechtliche Schritte. "Offensichtlich verdient RWE sehr gut am Heizstrom, sonst würde sie ihn nicht bewerben", kommentiert der Vereinsvorsitzende Aribert Peters .