Alles nur noch öko: "Grüne Geldanlagen" skeptisch prüfen
Stand: 10.05.2007
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Düsseldorf/Berlin (dpa) - Immer mehr Fonds und Zertifikate tragen Begriffe wie "nachhaltig", "öko" oder "Klima" im Etikett - die Investmentbranche hat den Klimawandel entdeckt. Sein Geld vermehren und dabei Gutes tun, lauten die verlockenden Werbebotschaften. Doch Anleger sollten bei den "grünen" Anlageprodukten wählerisch sein, gesunde Skepsis bewahren und die Grundregeln der Vermögensanlage nicht außer Acht lassen, raten Experten.
Das betrifft derzeit angesagte Wertpapiere, die sich stark auf börsennotierte Unternehmen der Boombranchen Neue Energien, Umwelttechnik sowie Wasserversorgung und -aufbereitung konzentrieren. "Solche Papiere sollten nur eine Beimischung im Depot darstellen und nicht mehr als zehn Prozent ausmachen", empfiehlt Karin Baur, Geldexpertin der Stiftung Warentest in Berlin. Für vorsichtigere Anleger, die in "grüne" Produkte investieren wollen, gilt: Die Mischung macht’s. Breit aufgestellte Aktien-, Renten- oder Mischfonds seien für sie die bessere Wahl, rät Baur.
Die "innere Befriedigung" nennt das Forum Nachhaltige Geldanlage als Vorteil von nachhaltigen Geldanlagen gegenüber konventionellen Investments. Doch nicht jedes Produkt ist so sauber und nachhaltig, wie es sich mancher Anleger wünschen mag. "Wenn in Produktbeschreibungen Begriffe wie "Klimawandel" fallen, heißt dies zunächst einmal, dass man in Aktien investiert, die vom Klimawandel profitieren. Das kann aber auch ein Atomstromanbieter sein", erklärt Karin Baur.
Häufig liegt der Best-in-Class-Ansatz zu Grunde, bei dem die jeweils Branchenbesten herausgepickt werden. "Jedes Fondsmanagement variiert ihn ein wenig. Eine einheitliche Definition von nachhaltigen Investments gibt es zu Recht nicht. Der Anleger muss selbst entscheiden, inwiefern das Produkt seinen Prinzipien entspricht", erläutert Paschen von Flotow, Leiter des Sustainable Business Institut (SBI) an der European Business School in Oestrich-Winkel.
Bei diesem grundsätzlich nicht sehr strengen Ansatz fällt die Wahl häufig auf Aktien, die auch in herkömmlichen Fonds stecken. Bei nachhaltigen Produkten lasse sich allerdings mehr Einfluss auf Unternehmen ausüben, sich ökologisch, ethisch und sozial korrekt zu verhalten. "Denn die wollen in der Regel in einem Fonds bleiben", so Paschen von Flotow. Nicht zu vernachlässigen sei daher, wie transparent ein Fondsmanager seine Investmentkriterien offenlegt. Eine Übersicht nachhaltiger Fonds hat das SBI unter http://www.nachhaltiges-investment.org zusammengestellt. Rund 140 sind im deutschsprachigen Raum zugelassen.
Geld verdienen und die Umwelt schützen, suggeriert manches aktuelle Finanzkonzept. Diesen Aspekt sollten Anleger aber nicht überbewerten. "In der Investmentbranche gehört Klappern zum Handwerk. Trendthemen vermarkten sich leichter, zurzeit ist eben der Klimawandel dran", sagt Verbraucherschützer Bieler. "Zunächst einmal gibt man das Geld dem vorherigen Besitzer des Wertpapieres. Das gilt besonders beim Kauf von Einzelaktien und Zertifikaten, aber auch bei Fonds", gibt Jörg Weber vom Branchendienst "ECOreporter.de" zu bedenken.
Bei der Anlageentscheidung sollten generell nicht nur ideelle Überlegungen eine Rolle spielen: "Ein gutes Gewissen ist ein schwacher Trost, wenn man Geld verliert", sagt Jörg Weber. Seiner Erfahrung nach trübt der Gedanke, Gutes zu tun, häufig den skeptischen Blick für harte Fakten. Das gelte für den Vergleich von Kauf- und Verwaltungsgebühren ebenso wie für die Beurteilung eines Anbieters.
So nutzen manche unseriöse Finanzvertriebe den Idealismus einiger A