Viele Stromanbieter wollen Strompreise 2007 anheben
Stand: 16.08.2006
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Hamburg (dpa) - In weiten Teilen Deutschlands müssen sich die Energieverbraucher zum Jahreswechsel auf höhere Strompreise einstellen. Zahlreiche Versorger planen Erhöhungen zum Januar 2007, wie eine dpa-Umfrage ergab. In welcher Höhe die Strompreise steigen werden, bleibt allerdings unklar. Vereinzelt ist von einer Größenordnung von zwei Cent je Kilowattstunde (kWh) die Rede. Zusätzlich müssen die Kunden auch die höhere Mehrwertsteuer einkalkulieren. Der Bund der Energieverbraucher (Rheinbreitbach) kritisierte die beabsichtigten Strompreiserhöhungen scharf.
Strompreismindernd wird sich voraussichtlich auf längere Sicht eine Entscheidung der Bundesnetzagentur (BNA) auswirken. Die Behörde verpflichtete Vattenfall, EnBW, und RWE bereits, die Netzgebühren um Werte zwischen 8 und 18 Prozent zu senken. Eine Entscheidung zum vierten großen Betreiber E.ON werde voraussichtlich noch in diesem Monat erfolgen, sagte eine BNA-Sprecherin am Dienstag. Dabei geht es um die Durchleitungsentgelte für Überlandleitungen. Größere Bedeutung wird ausstehenden Entscheidungen für regionale Weiterverteiler beigemessen, sie sollen "schrittweise" erfolgen. Insgesamt hat die Behörde die Netzgebühren von rund 250 größeren Stromversorgern bundesweit zu prüfen. Die Netzentgelte machen knapp ein Drittel des Strompreises für den Verbraucher aus.
In Thüringen wird es Anfang 2007 eine neue Preisrunde geben. Im Durchschnitt geht es dem Wirtschaftsministeriums zufolge um zwei Cent pro kWh. Bis zum späten Dienstagnachmittag haben dem Ministerium zufolge 26 der 29 Stromanbieter des Landes, darunter die in Thüringen dominierende E.ON, Anträge auf Strompreiserhöhungen gestellt. Die Mehrzahl der Unternehmen strebe Anhebungen um 9 bis 11 Prozent an. Wegen der Netznutzungsentgelt-Regelung hatte E.ON Thüringen die Strompreise zum 1. August je nach Tarif um 4 bis 5 Prozent gesenkt.
Im nordrhein-westfälischen Energieministerium sind bislang "fünf bis zehn" Anträge, bei insgesamt 132 Versorgern im Land eingegangen. Ein Sprecher sagte, er rechne mit weiteren Anträgen in den nächsten Tagen. RWE hat bereits eine Erhöhung beantragt. Angaben zur Größenordnung seien nicht möglich, sagte ein RWE Energy-Sprecher in Dortmund mit Verweis auf die BNA-Entscheidung. Wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ, Mittwoch) mit Berufung auf informierte Kreise berichtete, strebt RWE zum Januar 2007 eine Erhöhung der Strompreise um rund 7,5 Prozent an. Auch mehrere Stadtwerke wollen der Zeitung zufolge in dieser Höhe Aufschläge durchsetzen. Die Rede sei von 1,36 Cent pro Kilowattstunde. "Wir werden jeden Antrag sehr sorgfältig und sehr kritisch prüfen", sagte NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) der WAZ. "Schlichtes Durchwinken gibt es mit uns nicht."
Im Mainzer Wirtschaftsministerium haben bisher 2 von 65 in Frage kommenden Energieversorgern Anträge auf Erhöhungen um 1,2 Cent beziehungsweise 2,1 Cent pro Kilowattstunde gestellt. Weitere Anträge würden erwartet, sagte ein Ministeriumssprecher.
Dem bayerischen Wirtschaftsministerium liegt ein Antrag von E.ON Bayern vor. Anträge laufen auch beim Umweltministerium in Hannover ein. Details nannte die Behörde nicht. Das Bremer Unternehmen swb will eine Erhöhung zwischen fünf und neun Prozent bezogen auf den aktuellen Bruttopreis, zusätzlich zur Mehrwertsteuererhöhung.
In Schleswig-Holstein möchte E.ON den Preis erhöhen. Aber Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) hält die vorgebrachten Argumente - höhere Mehrwertsteuer, Brennstoff- und Beschaffungskosten - für nicht stichhaltig und will vorerst keine Genehmigung erteilen. Der sächsische Wirtschaftsminister, Thomas Jurk (SPD), will nicht nur die Kosten, sondern auch die Gewinne der Unternehmen berücksichtigen. In Sachsen haben 11 der 39 Stromversorger Erhöhungen zwischen 1 bis 3,3 Cent pro kWh beantragt, teilte das Wirtschaftsministerium mit.
Wie viele der insgesamt rund 50 Stromversorger in Hesse