Hamburg (dpa) - Rund elf Milliarden Glühbirnen sorgen
weltweit für das rechte Licht. Etwa jede fünfte Kilowattstunde des
globalen Stromverbrauchs geht in die Beleuchtung. Die Glühbirne ist dabei ein Energieverschwender. Nur wenige Prozent des verbrauchten Stroms setzt sie tatsächlich in Licht um. Wegen ihrer schlechten Energieausbeute und der vergleichsweise primitiven Technik sind Glühbirnen und Halogenlampen nach Überzeugung vieler Forscher ein Auslaufmodell: "Ein Glaskolben, in dem ein Draht
zur Weissglut erhitzt wird, wobei sehr viel Wärme und etwas Licht
entsteht - das ist ja eigentlich Steinzeit", sagt Harald Müller vom
Freiburger Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik (IAF).
"Höchste Zeit für eine intelligente Lichtquelle."
Weit oben auf der Liste der Alternativen steht die
Leuchtdiode
(LED). Längst sind LEDs mehr als bunte Anzeigen in der
Unterhaltungselektronik. Weisse Leuchtdioden, die es bereits seit
mehreren Jahren gibt, können es heute im Punkt Effizienz leicht mit
Halogenlampen aufnehmen und werden Müller zufolge in einigen Jahren
auch mit Energiesparlampen konkurrieren. Anders als die Energie
sparenden Leuchtstofflampen enthalten die auf Halbleitertechnik
basierenden LEDs aber kein giftiges Quecksilber.
Ihren grössten Trumpf können die Leuchtdioden bei der Haltbarkeit
ausspielen. Während eine herkömmliche Glühbirne für eine Lebensdauer
von etwa 1000 Stunden ausgelegt ist, halten weisse LEDs mehrere
10 000 Stunden und übertreffen damit auch Energiesparlampen. Die
altbewährten farbigen Leuchtdioden bringen es sogar auf bis zu
100 000 Stunden. "Halbleiter-Lichtquellen sind künftig nicht mehr
wegzudenken", sagt Müller.
Als erstes werden Leuchtdioden herkömmliche Lampen voraussichtlich
im Auto verdrängen. Weisse LEDs können dort als Lese- oder Innenlicht
dienen oder - wie im "Maybach" - das Armaturenbrett beleuchten.
Farbige LEDs eignen sich ausser als Anzeige auch für Rück- und
Bremsleuchten oder als Blinker, wie sie bei
BMW und Mercedes-Benz
bereits benutzt werden. Noch in diesem Jahrzehnt sollen weisse
Leuchtdioden auch als Autoscheinwerfer zum Einsatz kommen, wie Marion
Brand von Osram Opto Semiconductors in Regensburg berichtet.
Die Halbleiter-Leuchten sind inzwischen so hell, dass zehn bis
zwanzig ausreichen, um einen Frontscheinwerfer zu bestücken. "Erste
Designstudien gibt es schon", sagt Brand. Eine davon war Ende Februar
bereits auf dem Kongress "Optische Technologien - Zukunft für die
Wissenschaft" in Berlin zu sehen. "Technisch wie gestalterisch lässt
das vollkommen neue Möglichkeiten zu", schwärmt Brand. Darüber hinaus
könne die hohe Haltbarkeit der LEDs die Wartungskosten wesentlich
reduzieren. "Die Leuchtdiode geht in der Lebensdauer eines Autos
nicht kaputt", sagt IAF-Sprecher Müller.
Das IAF, eine der weltweit führenden LED-Schmieden, erwartet auch
Anwendungen etwa als Leselichter in Bahn oder Flugzeug oder als
punktförmige Lichtquelle für Spezialbereiche wie etwa für Chirurgen
im OP. "Das kann sehr schnell kommen", sagt Müller. Das US-
Marktforschungsunternehmen Strategies Unlimited rechnet in diesem
Jahr mit einem Marktpotenzial von 20 Millionen Euro für weisse LEDs im
Bereich
Beleuchtung. Das ist allerdings ein noch bescheidener Anteil
am rund 23 Milliarden Euro schweren weltweiten Lichtquellenmarkt.
"Die LEDs werden in vielen Bereichen Kleinglühlampen ablösen", ist
sich Müller sicher. Bevor sie jedoch in den Haushalt einziehen, sind
noch einige technische Probleme zu lösen, wie Matthias Born von der
Aachener Philips-Forschungsgruppe Lichterzeugung im "Physik Journal"
berichtet. Unter anderem ist die Farbwiedergabe nicht immer perfekt.
Das liegt am fehlenden Rotanteil im Spektrum. Denn die derzeit
verbreiteten weissen LEDs sind auch eine Art Leuchtstofflampen: Sie
beruhen auf blauen Leuchtdioden, deren Licht durch einen Farbstoff
teilweise in Gelb umgewandelt wird - die Kombination nimmt das Auge
als Weiss wahr.
Ausserdem ist das Leuchtdioden-Licht noch zu teuer: "Der Preis der
weissen LEDs muss noch stark fallen, um als Massenprodukt am Markt
erfolgreich zu sein", betont Born. Derzeit ist dieselbe Lichtmenge
aus einer Glühbirne demnach noch rund 100 Mal billiger als aus einer
Leuchtdiode. Dieses Verhältnis soll sich aber bis zum Ende des
Jahrzehnts auf einen Faktor 10 reduzieren, so dass die LED ihre
anderen Vorzüge voll ausspielen kann.
Rund elf Milliarden Glühbirnen sorgen weltweit für das rechte
Licht. Etwa jede fünfte Kilowattstunde des globalen Stromverbrauchs
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