Stromexperte: Kein Versäumnis bei Schneechaos - Alte Netze Problem
Stand: 28.11.2005
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Karlsruhe (dpa) - Nach dem Schneechaos und tagelangen Stromausfall im Münsterland sieht der Karlsruher Professor für elektrische Energien und Hochspannungstechnik, Thomas Leibfried, keine konkreten Versäumnisse der Stromversorger. "Naturkatastrophen gibt es immer wieder", sagte der Experte. Inwieweit man sich gegen extreme Wetterverhältnisse wappne, sei eine Frage der wirtschaftlichen Abwägung. Gleichwohl warnte er vor der Gefahr überalterter Stromnetze. Wenn nicht in sie investiert werde, sei mittel- und langfristig die Versorgungssicherheit gefährdet. "Die Leute müssten sich dann darauf einstellen, dass öfter mal die Lichter ausgehen", sagte er am Montag in einem dpa-Gespräch.
"Dass Maßnahmen in den Netzen auf das Notwendigste beschränkt werden, ist eine deutliche Auswirkung des liberalisierten Strommarktes", sagte der Hochschul-Professor. "Es ist zu befürchten, dass in Zukunft die eine oder andere Maßnahme aufgeschoben wird." Es sei wichtig, dass die Energieversorger die Netze in Stand halten, "die zunehmend wirtschaftlichen Erwägungen unterliegen".
Die Investition in stabilere Masten, die auch Extremereignissen standhalten ist für den Hochspannungstechniker eine Frage der Abwägung: "Will man Geld für eine Verbesserung aufbringen, von der man nicht weiß, wie viel Nutzen sie bringt?" Letztlich bringe dies Mehrkosten, die sich auf den Strompreis niederschlagen. Am Wochenende mussten nach Schneefällen im Münsterland beim folgenschwersten Stromausfall der deutschen Nachkriegsgeschichte bis zu 250 000 Menschen im Dunkeln und größtenteils ohne Heizung ausharren.