Schott baut Solartechnik-Geschäft aus - Investition in Jena
Stand: 27.03.2006
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Jena/Mainz (dpa) - Der Spezialglashersteller Schott baut sein Solartechnik-Geschäft aus und investiert 60 Millionen Euro in Jena. Errichtet wird eine Fertigung für Solarstrommodule, die im Herbst 2007 starten soll, teilte die Schott AG (Mainz) am Montag mit. Eingesetzt werde die so genannte Dünnschicht-Technologie, bei der Glas mit dem derzeit auf dem Rohstoffmarkt knappen Silizium bedampft wird. In der Modulproduktion, für die eine Jahreskapazität von mehr als 30 Megawatt angepeilt wird, entstehen 160 neue Arbeitslätze. Schott hatte im vergangenen Geschäftsjahr (30. September) mit Solartechnik insgesamt rund 285 Millionen Euro umgesetzt.
"Mit Solar bringen wir eine weiteres Zukunftsgeschäft nach Jena und stärken damit unseren Gründungsstandort", sagte Vorstandschef Udo Ungeheuer. Die Investitionen in Jena seit Angang der 1990er Jahre würden damit auf mehr als eine halbe Milliarde Euro steigen.
Für Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) spricht die Investitionsentscheidung für die Anziehungskraft von Jena als Technologieregion. Sie stärke zudem Thüringen als aufstrebenden Standort der Solarwirtschaft mit derzeit 15 Unternehmen aus der Branche. Der Aufbau der Schott-Modul-Fertigung wird laut Reinholz mit Investitionszuschüssen vom Land gefördert. Zur Höhe der staatlichen Finanzspritze machte er keine Angaben.
Integriert werden sollen die Dünnschicht-Module zur Stromerzeugung in Fenster-, Dach- oder Fassadenverglasungen oder in Gartenleuchten, Solaruhren und Elektrogeräten. Bisher betreibt Schott in der Dünnschichttechnologie nur eine Kleinfertigung in Putzbrunn bei München. In Jena soll die industrielle Serienfertigung beginnen. Schott gehört nach eigenen Angaben international zu den Herstellern, die bei Solarkomponenten breit aufgestellt sind. Zum Produktspektrum gehören Siliziumscheiben (Wafer), Zellen, Module sowie Receiver für solarthermische Kraftwerke. Im Herbst übernahmen die Mainzer die RWE- Anteile an der zunächst als Gemeinschaftsunternehmen geführten Schott Solar GmbH (Alzenau).
In Thüringen beschäftigt der Spezialglaskonzern, der im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden Euro erwirtschaftete, derzeit etwa 750 Mitarbeiter. Schott-Töchter sind die Jenaer Glas GmbH, die Displayglas GmbH und die Lithotec AG (alle Jena).
Hintergrund: Thüringen als Solarstandort
Thüringen sieht sich als einer der aufstrebenden Standorte der deutschen Solarwirtschaft. Mit dem Schott-Konzern (Mainz) hat sich nach Angaben von Montag ein weiteres Unternehmen entschieden, eine Solarfertigung in Thüringen anzusiedeln. dpa dokumentiert einige Daten zu der Branche:
- Seit Mitte der 1990er Jahre haben sich vor allem in der Region um Erfurt und Arnstadt insgesamt 15 Solarfirmen mit Produktionsstätten angesiedelt, darunter Sunways und PV Crystalox.
- Mit der Erfurter ErSol AG hat die Branche in Thürigen ihr erstes börsennotiertes Unternehmen, das innerhalb kurzer Zeit in den Technologiewerte-Index TecDAX aufstieg.
- Laut Wirtschaftsministerium beschäftigt die Branche direkt und indirekt derzeit rund 1000 Mitarbeiter. ErSol will seine Beschäftigtenzahl bis Ende kommenden Jahres von derzeit 260 auf etwa 400 erhöhen. Mit der Schott-Fertigung von Solarmodulen in Jena sollen 160 neue Arbeitsplätze entstehen.
- Mehrere Forschungseinrichtungen, darunter das Institut für Mikrosensorik in Erfurt oder das Institut für Physikalische Hochtechnologie in Jena sowie Bereiche der Universitäten Jena und Ilmenau beschäftigen sich auch mit Grundlagen der Solartechnik.
- Als Anerkennung für die Förderung von Investitionen oder Forschungsprojekten von Solarfirmen ging der Preis der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft 2005 an Thüringen.