Hamburg (dpa) - Nach drei Jahren heftiger Auseinandersetzung haben die Norddeutsche Affinerie (NA) in Hamburg und der Energieversorger Vattenfall ihren Konflikt um die Energieversorgung für Europas größte Kupferhütte überraschend beigelegt. Die Affinerie werde über einen Zeitraum von 30 Jahren eine Milliarde Kilowattstunden Strom pro Jahr von Vattenfall beziehen und dafür einen Preis bezahlen, der sich an den Kosten orientiert und um rund ein Drittel günstiger als der heutige Preis ausfällt, teilten die beiden Unternehmen am Freitag in der Hansestadt mit. Die Lieferungen sollen im Jahr 2010 einsetzen.
Die NA werde einen "virtuellen Kraftwerksanteil" von 115 Megawatt an dem geplanten neuen
Kohlekraftwerk von Vattenfall am Standort Moorburg erwerben, heißt es in der Mitteilung. Das mit importierter Steinkohle befeuerte Kraftwerk soll veraltete Kapazitäten ersetzen und ist mit einer Leistung von zwei Mal 800 Megawatt konzipiert. "Wir erwarten nun, dass der Hamburger Senat die Genehmigungsfähigkeit des Gesamtprojektes Moorburg wie eingereicht bestätigt", erklärten die Vorstandschefs der Unternehmen, Werner Marnette und Klaus Rauscher.
Im Gegenzug verzichte die NA auf den Bau eines eigenen Kraftwerks, hieß es. Ursprünglich hatte das Unternehmen geplant, gemeinsam mit der Hamburger Stadtreinigung ein Kraftwerk zu bauen, das im wesentlichen mit Gewerbemüll beheizt werden sollte. "Nun bekommt Hamburg nicht zwei neue Kraftwerke, sondern nur eines", sagte
Bürgermeister Ole von Beust (CDU). "Das ist gut für den Klimaschutz."
Beide Seiten zeigten sich zufrieden, dass die Unternehmen nach drei Jahren kontroverser Diskussion zu einem "konstruktiven Miteinander" zurückgefunden hätten. Mit der Kooperation von
Vattenfall und NA werde nicht nur der Wirtschaftsstandort Hamburg gestärkt, sondern sie stelle auch die ökonomisch, ökologisch und technisch beste Lösung zwischen Erzeugern und Verbrauchern dar.
Die NA ist nach den Aluminium-Werken der zweitgrößte Stromverbraucher in Hamburg. NA-Chef Marnette hatte sich auch
bundesweit als Kritiker der Stromkonzerne hervorgetan, denen er kartellartiges Verhalten und überhöhte Preise durch die Leipziger
Strombörse vorwarf.