Kehrtwende bei RWE - Rendite-Sparten Strom und Gas im Visier
Stand: 04.11.2005
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Essen (dpa) - Fünf Jahre nach dem milliardenschweren Einstieg ins weltweite Wassergeschäft hat der Essener Versorger RWE am Freitag eine Kehrtwende eingeleitet. Mit dem nun bis zum Jahr 2007 geplanten Verkauf von American Water in Nordamerika und RWE Thames Water in Grossbritannien verabschiedet sich RWE-Konzernchef Harry Roels damit weitgehend von der unter seinem Vorgänger Dietmar Kuhnt eingeleiteten Strategie.
Unter dem eher sperrigen Titel "Multi-Utility" hatte Roels- Vorgänger Kuhnt noch im Jahr 2000 für den Aufbau eines Versorgers "aus einer Hand" mit den Sparten Strom, Gas, Wasser sowie Entsorgung geworben. Passend dazu hatte er kurz vor dem Einstieg bei Thames Water das heute noch gültige RWE-Logo der "weissen Hand" aus der Taufe gehoben.
Millionen von bereits vorhandenen Stromkunden sollten nach den Ideen des damaligen RWE-Chefs auch für andere Produkte und Dienstleistungen wie Gas, Wasser und Müllentsorgung gewonnen werden. "Wenn man schon eine Kundenkartei hat, kann man die auch für andere Produkte nutzen und dabei erheblich Geld sparen", warb Kuhnt damals für seine Strategie.
Die erhofften Erfolge blieben jedoch nach Auffassung vieler Beobachter aus. Nach der Trennung von der Müllsparte stehen nun mit Ausnahme des kontinentaleuropäischen Wassergeschäfts weite Teile des damaligen Hoffnungsträgers auf der Verkaufsliste. Allein den Einstieg in das britische Wassergeschäft von RWE Thames Water hatte sich RWE damals rund sieben Milliarden Euro kosten lassen. Spekulationen über einen Ausstieg aus der wenig lukrativen Sparte hatte es bereits seit längerem gegeben.
Neben einem Schuldenabbau in Milliardenhöhe sollen auch die RWE- Aktionäre durch eine vorübergehende Erhöhung der Ausschüttungsquote von den nun vorgesehenen Verkäufen profitieren. Geplante Investitionen in das Strom-und Gasgeschäft stehen dagegen bei RWE bereits seit längerem ganz oben auf der Liste. In die Erneuerung des deutschen Kraftwerksparks und der Stromnetze sollen in den kommenden Jahren Milliarden Euro fliessen.