Calw (dpa) - Gegner und Befürworter des größten Windparks Baden-Württembergs haben am Donnerstag in Calw das Für und Wider der geplanten Anlage diskutiert. Die 15 Windräder mit einer Gesamtleistung von 30 Megawatt sollen bei Simmersfeld (Kreis Calw) entlang der Bundesstraße 295 gebaut werden. Die Windrad- Planungsgesellschaft rechnet mit einer Entscheidung noch bis zum Jahresende. Doch die Sache könnte sich eine Weile hinziehen, denn die Widerstände gegen das Projekt sind groß. So verweist das Stuttgarter Umweltministerium auf eine Petition, die die Windkraftgegner an den Landtag gerichtet haben.
Neben der Planungsgesellschaft diskutierten beim Erörterungstermin in Calw die beiden Betreibergesellschaften, die Bürgermeister und betroffenen Gemeinden sowie eine Bürgerinitiative. Zu dem Termin hatte das Landratsamt gebeten. Es prüft die Umweltverträglichkeit. Sollten die bis zu 170 Meter hohen
Windräder gebaut werden, lieferten sie von Juni 2006 an Strom für rund 20 000 Haushalte.
Die betroffenen Gemeinden Seewald, Altensteig und Simmersfeld haben ihr Einverständnis bereits erteilt - mit "deutlicher Mehrheit", wie der Simmersfelder Bürgermeister Gerhard Feeß (parteilos) betonte. Gegner des Windparks bezweifeln hingegen die
Rentabilität und fürchten um bedrohte Vogelarten und das bislang unverstellte Panorama. "Wenn schon Windkraft, dann bitte am richtigen Ort und nicht dort, wo sie die Landschaft verschandelt", sagte Gabriel Waidelich. Der Gründer der Bürgerinitiative gegen den
Windpark monierte außerdem, es stünden noch Gutachten etwa zur Flugsicherung aus. Das Landratsamt muss in den nächsten Wochen alle Einwände und Argumente bewerten.
Nach Ansicht von Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) macht der Streit um den Windpark Simmersfeld das besondere Spannungsfeld der Windkraft zu Landschaftspflege und
Naturschutz deutlich. Sie hält in in Baden-Württemberg einen "begrenzten Ausbau der Windkraft" für möglich. Derzeit liegt ihr Anteil an der Stromversorgung bei 0,43 Prozent. Eine Verdoppelung der Kapazitäten sei durchaus realistisch.
Allerdings müsse die Standortwahl jeweils sorgfältig abgewogen werden. In vielen Gebieten herrschten unstete Windverhältnisse. "Wir müssen uns deshalb beim weiteren Ausbau der
erneuerbaren Energien auf unsere Stärken konzentrieren", meinte Gönner. So gebe es noch große Potenziale bei der Biomasse. Auch bei der Wasserkraft und der Sonnenenergie liege das Land bundesweit auf den vorderen Plätzen. Eine große Nachfrage gebe es außerdem für die oberflächennahe Erdwärme.
Für Unmut sorgt die Windkraft schon länger im Süden des Landes. Erst vor kurzem war die Stadt Freiburg beim Streit um die von ihr gebilligten Windkraftanlagen im Landschaftsschutzgebiet Schauinsland vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (VGH) unterlegen. Damit ist aber nicht endgültig entschieden, ob die Anlagen abgebaut werden müssen. Der Freiburger Gemeinderat hatte im Januar 2001 den Flächennutzungsplan geändert und auf dem Schauinsland eine Vorrangfläche für Windanlagen mit einer Nabenhöhe von 98 Metern und Gesamthöhe von 133 Metern ausgewiesen. Aus Sicht des Regierungspräsidium verunstalten die Windräder die Landschaft; es wollte den Flächennutzungsplan nicht genehmigen.