Gülzow (dpa) - Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) in
Gülzow (Mecklenburg-Vorpommern) sieht sehr gute Chancen für die
künftige Nutzung von Biogas. "10.000 Anlagen in Deutschland halte ich
in 10 bis 20 Jahren für realistisch", sagte Thorsten Gottschau,
Referent für Bioenergie bei der FNR in einem dpa-Gespräch zum Tag der
erneuerbaren Energien am Samstag. Derzeit gebe es etwa 2.000 Anlagen.
Insgesamt könnten bei einer theoretischen Volllast derzeit 165
Megawatt Strom produziert werden. Das ist in etwa ein Siebtel der
Leistung eines Kernkraftwerkes.
"Die meisten Biogasanlagen laufen mit Gülle. Drei bis fünf Prozent
der anfallenden Tierexkremente werden bereits so genutzt." Um die
Produktion an
Methangas zu erhöhen, werden laut Gottschau noch Fette,
der Inhalt von Biotonnen oder Energiepflanzen wie Mais, Gras und
Zuckerrüben zugegeben. "Teilweise muss für Abfälle, für deren Abnahme
man früher Geld bekam, heute bezahlt werden. Daher müssen künftig
verstärkt Energiepflanzen genutzt werden." Das biete wiederum eine
vernünftige Alternative für stillgelegte Agrarflächen.
"Es werden auch Wege gesucht, die Effizienz zu steigern. Derzeit
enthält
Biogas aus Gülle mit Energiepflanzen nur etwa 55 Prozent
Methan, der Rest ist Kohlendioxid (CO2)", erläutert Gottschau. "Mit
Hilfe von Algen, die CO2 verbrauchen, könnte dessen Anteil verringert
und die Algen dann als neue Biomasse genutzt werden."
Biogas könne auch in das Erdgasnetz eingespeist werden. "Dazu
müssen CO2, Stickstoff und Schwefel entzogen werden, um die Qualität
zu verbessern." Mit einem entsprechenden Gesetz, das das Einspeisen
regelt, rechnet Gottschau in den kommenden fünf Jahren. "Der
politische Wille dazu ist da." Auch die Nutzung von Biogas in
gasbetriebenen Fahrzeugen sei eine Alternative. "Versuche dazu laufen
bereits, in Schweden ist es bereits gut erprobt."