Berlin (dpa) - Das Deutsche Atomforum macht sich für die Aufhebung
des Neubauverbotes für Atomkraftwerke stark. Die Energieversorger
wollten den Kernenergiekompromiss mit der Regierung nicht in Frage
stellen, sagte der Präsident des Lobby-Verbandes, Gert Maichel, vor
Journalisten am Mittwoch in Berlin. Dieser beinhalte aber nur die
Laufzeit-Begrenzung der Atommeiler, nicht den völligen Ausstieg
aus dieser Technologie. "Wir können das Thema Kernenergie trotz der
in Deutschland gefundenen Verständigung keineswegs ad acta legen",
sagte Maichel. Konkrete Neubaupläne gebe es zur Zeit jedoch nicht.
Unrealistisch seien aber Vorstellungen, dass die Kernenergie, die
immerhin ein Drittel des Strombedarfs in Deutschland decke, durch
erneuerbare Energien zu ersetzen seien. Maichel forderte ein
tragfähiges energiepolitisches Gesamtkonzept. Die Unternehmen
bräuchten eine verlässliche Grundlage für Investitionsentscheidungen.
Für einen solchen Gesamtrahmen müssten alle Optionen unvoreingenommen
geprüft werden, sagte Maichel. Dazu gehöre auch die Kernenergie.
Maichel drängte ferner auf Fortschritte bei der Frage der
Endlagerung. Ihm seien keine Gründe bekannt, die gegen eine Eignung
des Salzstocks Gorleben sprächen. "Die umfangreiche Suche nach dem
’sichersten’ Endlager ist für uns total unverständlich, wenn man
schon ein sicheres Endlager mit dem Salzstock Gorleben hat", sagte
Maichel. Hier erwarte man von der neuen niedersächsischen
Landesregierung eine eindeutig positivere Haltung.
Eine Kurskorrektur der Bundesregierung fordert das Atomforum bei
der Forschungsförderung. Die Beschränkung auf die bestehende
Technologie sei unerträglich. Damit koppele sich Deutschland von
wichtigen Zukunftsentwicklungen ab. Andere Länder seien kurz vor der
Verwirklichung einer neuen Kraftwerksgeneration, bei denen eine
Katastrophe von vornherein ausgeschlossen sei.