Mieterschutzbund oder Mietrechtsschutzversicherung: Was ist besser?
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Sowohl Mieterschutzvereine als auch Rechtsschutzversicherungen bieten Hilfe, wenn Mieter Probleme mit ihrem Vermieter bekommen. Allerdings sind die Leistungsangebote unterschiedlich aufgebaut.
Das Wichtigste in Kürze
- Mieterschutzvereine bieten ihren Mitgliedern aktuelle Informationen zur Rechtslage und helfen bei außergerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem Vermieter.
- Die Mietrechtsschutzversicherung übernimmt nach erfolgter Deckungszusage die Kostenrisiken eines Gerichtsprozesses. Manche Versicherer bieten zusätzliche Leistungen gegen Aufpreis an.
- Ob die Mitgliedschaft im Mieterschutzverein oder der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung sinnvoller ist, hängt vor allem von den Bedürfnissen des Mieters ab.
Mieterschutzbund & Co.: Formen der Mietervertretung
Mietervereine sind Organisationen, die sich für die Interessen von Mietern einsetzen. Ihre Aufgaben reichen von individueller Unterstützung bei Streitigkeiten mit dem Vermieter bis hin zur politischen Einflussnahme, etwa bei der Mitgestaltung der Gesetzgebung oder der Erstellung von Mietspiegeln.
Eine wichtige Säule der Mietervertretung bildet der Deutsche Mieterbund (DMB). Als Dachverband koordiniert er rund 300 örtliche und regionale Mietervereine, die den Mietern vor Ort beratend zur Seite stehen. Der DMB selbst betreibt keine lokalen Anlaufstellen, sondern agiert auf überregionaler Ebene.
Neben den im DMB organisierten Vereinen gibt es auch unabhängige Organisationen wie den Mieterschutzbund, die ebenfalls Beratung bei Mietproblemen anbieten. Im Gegensatz zu den DMB-Vereinen sind sie nicht in einem übergeordneten Verband organisiert und arbeiten meist eigenständig. Besonders in größeren Städten finden Mieter oft ein breites Spektrum an Hilfsangeboten durch verschiedene Vereine.
Was leisten Mietervereine
Wer sich als Mieter einem Mieterverein anschließt, kann als Mitglied von unterschiedlichen Leistungen profitieren.
Aktuelle Informationen zum Mietrecht
Mit eigenen Zeitschriften und Online-Publikationen machen Mietervereine ihren Mitgliedern aktuelle Informationen rund um das Thema Mietrecht zugänglich. Dazu zählen neben Gesetzesänderungen auch wegweisende Gerichtsurteile zum Mietrecht.
Individuelle Beratung durch Experten
Die Mietervereine beschäftigen Mietrechtsexperten und Juristen, an die sich Mitglieder wenden können, wenn sie sich Rat einholen wollen. Im Regelfall ist die Beratung im Jahresbeitrag enthalten und es fallen keine zusätzlichen Gebühren an.
Unterstützung bei Konflikten mit dem Vermieter
Wenn es konkrete Probleme mit dem Vermieter gibt, können Mieter ihren Mieterschutzverein damit beauftragen, dass dieser ihre Interessen gegenüber dem Vermieter vertritt. Dazu zählt in erster Linie das Verfassen des Schriftverkehrs und je nach Bedarf auch die persönliche Kontaktaufnahme mit dem Vermieter oder dessen Rechtsvertreter. Ziel ist hierbei die Herbeiführung einer gütlichen Einigung, ohne dass es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommt.
Die kostenlose Vertretung vor Gericht durch Juristen eines Mietervereins ist keine Standardleistung. Ob und unter welchen Umständen ein Verein diese Leistung anbietet, variiert je nach Satzung und wird oft im Einzelfall entschieden. Generell übernehmen Mieterschutzvereine keine Prozess- und Anwaltskosten.
Welche Leistungen umfasst die Mietrechtsschutzversicherung?
Die Mietrechtsschutzversicherung lässt sich entweder als eigenständige Versicherung oder im Rahmen eines Rechtsschutzversicherungspakets zusammen mit anderen Bausteinen, wie beispielsweise Arbeits- oder Verkehrsrechtsschutz, abschließen.
Abdeckung der Prozesskosten
Wenn es zu einem Rechtsstreit zwischen Mieter und Vermieter kommt, übernimmt die Mietrechtsschutzversicherung die Anwaltskosten sowie weitere gerichtliche Ausgaben. Die Versicherung zahlt die Kosten auch dann, wenn der Versicherungsnehmer den Prozess verliert. Verurteilt das Gericht den Versicherungsnehmer zur Übernahme der Gerichtkosten und der Anwaltskosten des Prozessgegners, kommt die Versicherung auch für diese Ausgaben auf.
Voraussetzung ist jedoch, dass die Versicherung zuvor den Fall juristisch geprüft, für aussichtsreich befunden und eine Deckungszusage erteilt hat.
Weitere Leistungen
Je nach Tarif kann eine Mietrechtsschutzversicherung noch weitere Leistungen enthalten. Dazu zählen beispielsweise
- die individuelle Rechtsberatung außerhalb von Gerichtsprozessen,
- die juristische Prüfung von Verträgen oder
- die Kostenübernahme bei außergerichtlichen Einigungen und Mediation.
Was bedeutet die Wartezeit?
Oftmals verlangen Anbieter von Mietrechtsschutzversicherungen eine Wartezeit. Das bedeutet, dass der Rechtsschutz nicht sofort beginnt, sondern erst nach Ablauf der vereinbarten Frist. Die Wartezeit beginnt mit dem Abschluss des Versicherungsvertrags und dauert im Regelfall drei Monate. Fällt der Grund für einen späteren Rechtsstreit – beispielsweise eine Kündigung durch den Vermieter – innerhalb der Wartezeit an, kann die Rechtsschutzversicherung die Kostenübernahme ablehnen.
Unser Tipp: Wenn Sie keine Wartezeit eingehen möchten, können Sie einen Versicherer mit einem Tarif wählen, der mit keiner Wartezeit verbunden ist. Allerdings sind Tarife mit dieser Erweiterung meist teurer im Vergleich zu den Standardtarifen.
Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit
Mieterschutzbund oder Mietrechtsschutzversicherung: Was passt besser zu mir?
Ob die Mitgliedschaft in einem Mieterverein oder der Abschluss einer Mietrechtsschutzversicherung die bessere Alternative ist, hängt von den individuellen Bedürfnissen ab.
Mieterschutzverein: Ideal für Sie, wenn Sie Wert legen auf:
- Informationen und Updates zum Mietrecht
- Persönliche Beratung bei Mietfragen
- Unterstützung bei außergerichtlichen Schlichtungen, z.B. bei Nebenkostenabrechnungen oder Mieterhöhungen
- Vernetzung mit anderen Mietern und lokale Interessenvertretung
Mietrechtsschutzversicherung: Die bessere Wahl, wenn Sie:
- Finanzielle Absicherung bei Gerichtsprozessen suchen
- Weniger Beratung, aber umfassenden Schutz im Ernstfall benötigen
- Flexibilität schätzen, da die Versicherung oft auch bei Umzügen gültig bleibt
Mieterschutzvereine kosten meist 50 bis 100 Euro jährlich, während Mietrechtsschutzversicherungen im Single-Tarif zwischen 90 und 250 Euro pro Jahr liegen. Trotz dieser Preisunterschiede sollten Sie Ihre Wahl nicht allein auf Kosten basieren. Berücksichtigen Sie auch die Art der Unterstützung, Ihren Beratungsbedarf und Ihre Risikobereitschaft bei Rechtsstreitigkeiten. Wägen Sie Ihre individuellen Bedürfnisse gegen die Leistungen ab, um die für Sie passende Option zu finden.
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