Viermal so viele Banken mit Negativzinsen wie vor 6 Monaten
Stand: 04.03.2020
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Seit der letzten Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) im September 2019 hat sich die Zahl der Banken, die Negativzinsen von Privatkunden verlangen, mehr als vervierfacht. Das ist das Ergebnis fortlaufender Verivox-Recherchen. Die Daten zeigen: Seit dem Jahreswechsel hat der Trend zu Minuszinsen noch einmal spürbar Fahrt aufgenommen.
Mindestens 61 Banken mit Negativzinsen
Verivox recherchiert die Tagesgeldkonditionen für Privatkunden von rund 800 Banken. Das ist die größte Datenbank für aktuelle Tages- und Festgeldzinsen in Deutschland. Von den ausgewerteten Instituten haben 61 Geldhäuser Negativzinsen für Privatkunden in ihren Preisaushängen veröffentlicht (Stand: 4. März). In diesem Jahr haben bereits 35 Institute Negativzinsen eingeführt.
Übersicht: Diese Banken erheben Negativzinsen
„Nicht alle Banken veröffentlichen Negativzinsen in ihren Preisaushängen“, erklärt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, in seinem aktuellen Zinskommentar. „Einige treffen stattdessen individuelle Vereinbarungen mit ihren vermögenden Kunden. Tatsächlich dürften also sogar deutlich über 61 Banken Negativzinsen verlangen.“
Die Dynamik nimmt zu
Im Oktober 2014 erhob zum ersten Mal eine Bank Negativzinsen von Privatkunden. Als die Europäische Zentralbank am 16. September 2019 ihren Einlagezins senkte, waren es 13 Institute. Seitdem müssen Banken für Einlagen, die sie bei der Notenbank parken, 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen. Viele Geldhäuser reichen diesen nun an ihre Kunden weiter.
Nach dem Zinsentscheid der EZB nahm der Trend immer mehr Fahrt auf: In den dreieinhalb Monaten bis zum Jahreswechsel hatte sich die Zahl der Banken mit Negativzinsen bereits verdoppelt. In den neun Wochen seit Jahresbeginn hat sie sich dann ein weiteres Mal mehr als verdoppelt.
Es kann auch durchschnittliche Sparer treffen
Lange Zeit waren ausschließlich vermögende Bankkunden mit einem Guthaben von 100.000 Euro von Strafzinsen betroffen. „Diese Bastion ist gefallen“, sagt Oliver Maier. „Inzwischen trifft es immer häufiger auch durchschnittliche Sparer.“ Aktuell räumen zehn Banken ihren Kunden weniger als 100.000 Euro Freibetrag auf dem Tagesgeldkonto ein – zwei davon erheben den Negativzins aufs gesamte Guthaben.
Sechs Institute verlangen Gebühren für das üblicherweise kostenfreie Tagesgeldkonto. Dadurch entsteht ein faktischer Negativzins – auch wenn die Banken im Preisverzeichnis einen Zinssatz von 0 Prozent ausweisen.
Sparer müssen Negativzinsen nicht einfach hinnehmen
„Neu eingeführte Minuszinsen gelten zunächst einmal nur für Neukunden“, sagt Oliver Maier. „Will eine Bank auch von ihren Bestandskunden Negativzinsen verlangen, muss sie dies individuell mit ihnen vereinbaren.“ Spätestens dann wird es Zeit für einen Anbieterwechsel. Denn auch im derzeitigen Marktumfeld sind Null- und Negativzinsen kein Naturgesetz.
Zwar liegen die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro mit 0,03 Prozent nur knapp über der Nulllinie. Doch Top-Anbieter zahlen immerhin 0,35 Prozent. Wer sein Geld für zwei Jahre fest anlegen kann, erhält in der Spitze 1,1 Prozent Zinsen. Damit lassen sich Kaufkraftverluste durch Inflation (Februar: 1,7 Prozent) zumindest spürbar begrenzen.
Tagesgeld und Festgeld vergleichen
Die Chance auf höhere Renditen bietet der Aktienmarkt. Auf lange Sicht relativieren sich auch die Risiken. Wer in die Standardwerte des DAX investiert und seine Anteile mindestens 15 Jahre gehalten hat, musste noch nie Verluste hinnehmen und konnte sich im Schnitt über mehr als fünf Prozent Rendite pro Jahr freuen.