Düsseldorf (AFP) - Die Übernahmeschlacht um den spanischen Energieversorger Endesa ist voll entbrannt: Eon stockte seine Offerte für Endesa am Montag zum dritten Mal binnen sechs Monaten auf und bietet nun 40 Euro pro Endesa-Aktie. Kurz darauf kündigten die spanische Baugruppe Acciona und der italienischen Energieversorger Enel ein Angebot von 41 Euro pro Anteilsschein an. Die beiden Großaktionäre von Endesa hatten erst am Freitag ihre Kaufabsichten offenbart. Eon verklagte sie deshalb wegen Irreführung des Marktes, Verstoßes gegen das Übernahmerecht sowie wegen Insider-Handels und forderte harte Strafen.
Eon kämpft seit mehr als einem Jahr um Endesa. Zunächst bot der Konzern des Aktionären 27,50 Euro pro Anteilsschein. Im September erhöhte Eon auf 35 Euro pro
Aktie, Anfang Februar auf 38,75 Euro pro Aktie, nun auf 40 Euro. Damit ist Endesa mit 41 Milliarden Euro bewertet. Das Angebot läuft bis Dienstag kommender Woche, in den USA bis Karfreitag. Der Düsseldorfer Konzern musste sich von Anfang an gegen starken Widerstand der spanischen Regierung wehren. Nur auf Druck der EU-Kommission strich Madrid eine Reihe von Auflagen für Eon, allerdings nicht alle. Brüssel leitete zwei Vertragsverletzungsverfahren gegen Spanien ein.
Parallel dazu kauften sich zwei Unternehmen im großen Stil bei Endesa ein: seit September vergangenen Jahres der Baukonzern Acciona, im Februar dann der italienische Enel-Konzern. Acciona besitzt 21 Prozent an Endesa, Enel hat die Option auf 24,9 Prozent. Beide blieben damit unter der kritischen Schwelle von 25 Prozent, ab der sie in Spanien ein eigenes Übernahmeangebot unterbreiten müssen. Am Freitag offenbarten sie ihre Absicht und kündigten ein eigenes Angebot für Endesa an. Die spanische Börsenaufsicht verbot ihnen das allerdings bis Anfang Oktober, sollte Eon weiter für Endesa bieten.
"Das kann nur der Beginn weiterer Verfahren und Ermittlungen mit entsprechenden Sanktionen sein", erklärte Eon-Chef Wulf Bernotat. Eon beantragte bei der spanischen Börsenaufsicht ein Verfahren gegen Acciona und Enel und forderte, beide Unternehmen müssten ihre Endesa-Aktien wieder verkaufen. Weitere Aktien-Käufe müssten ihnen verboten werden. Die Möglichkeit, ein Übernahmeangebot zu machen, sollte nicht nur für eine bestimmte Zeit, sondern völlig ausgeschlossen werden.
Bei einem Bundesgericht im US-Bundessstaat New York verklagte Eon die beiden Firmen wegen Verletzung der amerikanischen Offenlegungsregeln. Sie hätten irreführende Angaben zu ihren Vorhaben und Vereinbarungen untereinander oder mit anderen Endesa-Aktionären gemacht. Auch bei dem New Yorker Gericht beantragte Eon, die Firmen von weiteren Aktienkäufen auszuschließen. Eon selbst durfte wegen des laufenden Übernahmeangebots keine Anteile an Endesa erwerben.
Offenbar unbeeindruckt von den Klagen kündigten Enel und Acciona am Montag an, sie würden so bald wie möglich für Endesa bieten - und zwar mindestens 41 Euro pro Aktie. Das wären rund 43,4 Milliarden Euro für Endesa. Zusammen wollen beide Unternehmen eine Holding gründen, unter deren Dach sie den größten spanischen Versorger dann gemeinsam führen wollen, wie Acciona mitteilte. Den Mehrheitsanteil mit 50,01 Prozent soll aber Acciona halten. Firmensitz und auch "Zentrum der Entscheidungen" werde Spanien bleiben; die Investitionen in das spanische Netz würden erhöht. Die Börsenaufsicht will sich am Dienstagmorgen erneut äußern.
Ein Verzicht auf Endesa kommt für Eon offenbar nicht in Frage. Bernotat hat angedeutet, dass er sich auch mit einem Minderheitsanteil zufrieden geben könnte.