Spekulationen um Siemens-Handysparte reissen nicht ab
Stand: 19.01.2005
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München/Bocholt (dpa) - Eine Woche vor der Siemens- Hauptversammlung schiessen Spekulationen über die Handysparte des Elektrokonzerns ins Kraut. Ein Verkauf der Sparte werde immer wahrscheinlicher, teilte die "WirtschaftsWoche" am Mittwoch vorab mit. Dies könne schon in den kommenden Tagen passieren. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Accenture sei das Handygeschäft von Siemens nicht überlebensfähig. In den vergangenen Tagen hatte es ähnliche Spekulationen gegeben. Vor allem Unternehmen aus Asien werden als mögliche Kauf- oder Kooperationspartner genannt.
Ende Juni 2004 hatte Siemens mit der IG Metall einen Ergänzungstarifvertrag für die beiden Standorte ausgehandelt. Damit waren Überlegungen zur Verlagerung von rund 2000 Arbeitsplätzen für mindestens zwei Jahre vom Tisch. Das Kernstück des Vertrags: Die Arbeitszeit wird ohne Lohnausgleich auf eine 40-Stunden-Woche ausgedehnt. Weihnachts- und Urlaubsgeld sollten durch eine erfolgsabhängige Jahreszahlung ersetzt werden. Zudem kündigte Siemens Investitionen an: 50 Millionen Euro sollten im Geschäftsjahr 2004/05 (30. September) in die Produktionsstätten für Handys und schnurlose Telefone investiert werden.
Nach Einschätzung des Ersten Bevollmächtigten der IG Metall in Dinslaken, Ulrich Marschner, wird es voraussichtlich erst von Mitte kommender Woche an Klarheit über die Zukunft der Telefonwerke geben. "Problematisch ist die Situation, dass keiner etwas genaues weiss." Der Sprecher der IG Metall NRW, Wolfgang Nettelstroth, forderte Siemens auf, zügig für Klarheit zu sorgen. "Wir haben nach wie vor mit Siemens einen gültigen Vetrag und gehen davon aus, dass der Vertrag erfüllt wird." Die Gewerkschaft teile die Sorge der betroffenen Siemens-Mitarbeiter.
Angesichts tiefroter Zahlen hatte der scheidende Siemens-Chef Heinrich von Pierer einschneidende Veränderungen in der Handy-Sparte angekündigt. Er schloss einen Verkauf ebenso wenig aus wie eine Schliessung des Segments. Allerdings sei auch eine Sanierung vorstellbar. Pierer will möglichst auf der Hauptversammlung am 27. Januar eine Lösung präsentieren. Er selbst bezweifelte aber zugleich, ob dies bis dahin wirklich gelingt. Daher könnte die Entscheidung auch erst später fallen.