Hilfe für Mieter: Energie-Zeugnis für das Haus im Praxis-Test
Stand: 27.02.2004
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Aachen (dpa/lnw) - Ulrike Leidinger kennt das Problem mit den Nebenkostenabrechnungen, vor allem bei neu eingezogenen Mietern: "Nach einem Jahr sind die dann völlig entsetzt, wenn sie die Heizkostenabrechnung bekommen und viel mehr bezahlen müssen als sie gerechnet haben", sagt die Energieberaterin bei der Verbraucher- Zentrale NRW in Aachen. Mehrere hundert Betroffene rufen pro Jahr deswegen bei ihr an und suchen Rat.
Im Auftrag der Deutschen Energie Agentur erprobt die Verbraucher- Zentrale NRW den Energiepass in zehn Städten des Landes als Prototyp im Praxistest. Dazu werden in diesen Wochen jeweils 100 Hauseigentümer gesucht, die einen Energie-Check machen lassen wollen. Untersucht werden Bauteile der Gebäudehülle wie Fenster, Mauerwerk, Dach und der Zustand der Heizung. Alle Daten fliessen in ein neu entwickeltes Computerprogramm ein, das dem Haus eine "Note" von eins bis neun gibt.
"Wir hoffen, dass die Mieten damit endlich transparenter werden", sagt Leidinger. "Beim Auto gibt es Testberichte, die etwas über den Verbrauch sagen", stellt sie fest. Beim Abschluss eines Mietvertrags können sich die neuen Bewohner dagegen nur auf die Angaben des Eigentümers verlassen.
Der Aachener Reinhold Weiss hat sein Haus für einen Energie-Check angemeldet. In dem über 100 Jahre alten Gebäude sind sieben Wohnungen vermietet. "Niedrige Energiekosten sind interessant für Mieter. Unsere Erfahrung als Vermieter ist, dass solche Aspekte nachgefragt werden", nennt Weiss einen Grund für seine Initiative.
Das Gebäude sei teilweise gedämmt. Auf Arbeiten an der Fassade hat er aber zunächst verzichtet: "Das Haus hat einen hohen Fensteranteil. Bringt es mir etwas, die Fassade zu sanieren?" fragt er sich. Eine Antwort erhofft er sich aus dem Energie-Check. Denn aus den Ergebnissen sollen abschliessend Tipps zur Modernisierung abgeleitet werden, sagte der Projektleiter "Energiepass NRW" Ulrich Dobrindt.
Dass noch mehr Hauseigentümer so denken, darauf setzt die Stadt Aachen, eine von zehn Pilotstädten. Knapp 80 Prozent der Häuser seien über 25 Jahre alt, sagt Energieexpertin Maria Vankann. "Wenn alle Gebäude durchsaniert würden, könnten 250 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden", sieht sie eine Möglichkeit, das Kleinklima in der Kessellage der Stadt zu verbessern.
Noch bevor die Aachener die Werbetrommel für den Energiepass gerührt haben, haben sich schon 25 Interessenten gemeldet. Ein Anreiz sind nach Meinung der Verbraucherberater die relativ niedrigen Kosten für die Analyse, die aber je nach Stadt recht unterschiedlich seien: Während ein Eigentümer in Aachen für ein Zweifamilienhaus 150 Euro bezahle, müsse ein Eigentümer in Gütersloh mit 395 Euro wesentlich tiefer in die Tasche greifen. Bei der offiziellen Einführung erwarten die Fachleute einen Preisanstieg.