Gemischte Reaktionen auf Pläne für mehr Öl-Transporte auf Ostsee
Stand: 16.01.2007
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Stralsund/Rostock (dpa) - Die Pläne Russlands zum Ausbau der Öl-Transporte per Schiff über die Ostsee haben in Mecklenburg- Vorpommern gemischte Reaktionen hervorgerufen. Der Umweltverband WWF und die Grünen im Land haben die Überlegungen scharf kritisiert und auf die Gefahr von Umweltkatastrophen nach Tankerunglücken hingewiesen. Der Rostocker Hafen teilte hingegen mit, er habe noch genügend Kapazitäten, um zusätzliche Öl-Lieferungen aufzunehmen. Russland erwägt nach dem Öl-Streit mit dem Transitland Weißrussland, die Umschlags-Kapazität des nördlich von St. Petersburg am Finnischen Meerbusen gelegenen Hafens Primorsk um 45 Millionen auf 120 Millionen Tonnen jährlich auszubauen. Das sei die Hälfte der durch Weißrussland laufenden Transitmenge.
Seit 1995 hat sich nach Angaben des WWF der Öltransport über die Ostsee auf heute 150 Millionen Tonnen versiebenfacht. Bis 2010 werde eine weitere Zunahme auf dann 190 Millionen Tonnen erwartet. "Das kann die Ostsee nicht mehr verkraften. Das Ende der Fahnenstange ist erreicht", sagte Lamp.
Dass selbst Doppelhüllentanker keinen absoluten Schutz böten, beweise die Havarie des Öl-Tankers "Baltic Carrier" im Jahr 2002. Damals liefen nach einer Kollision mehr als 2700 Tonnen Öl aus dem Doppelhüllen-Tanker und verschmutzten die dänische Küste.
Auch die Grünen sprachen sich entschieden gegen die Erhöhung von Öl-Transporten über die Ostsee aus. "Die Unsicherheit in der Versorgung mit Erdöl wird nur in eine Unsicherheit für europäische Gewässer und Strände verwandelt und ein Risiko durch ein anderes ersetzt", sagte die Sprecherin des Landesvorstandes, Ulrike Berger.
Der Rostocker Hafen sieht den möglichen zusätzlichen Öl- Lieferungen hingegen gelassen entgegen. Nach Worten des Geschäftsführer der Großtanklager-Ölhafen Rostock GmbH, Günter Fett, verfügt der Hafen über Liegeplatz-Kapazitäten von 20 Millionen Tonnen pro Jahr. Derzeit würden nur bis zu 1 Million Tonnen pro Jahr umgesetzt, sagte er der dpa. Ein Engpass stelle aber die Pipeline zur Raffinerie im brandenburgischen Schwedt dar, durch die maximal 6 Millionen Tonnen geleitet werden könnten. Eine zweite Pipeline müsste gebaut werden, da die Umladung des Öls auf Bahn und Tanklaster unwirtschaftlich sei.