Inflationsrate 2020 sinkt deutlich auf 0,5 Prozent
Stand: 23.01.2021
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Die Verbraucherpreise in Deutschland erhöhten sich im Jahresdurchschnitt 2020 um 0,5 % gegenüber 2019 und damit deutlich geringer als im Vorjahr (2019: +1,4 %). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, wurde eine niedrigere Jahresteuerungsrate zuletzt in der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 ermittelt (+0,3 %).
Vorübergehende Mehrwertsteuersenkung dämpfte die Inflation
Im Dezember 2020 sanken die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat 0,3 %. Ein wichtiger Grund für die niedrige Inflation war die temporäre Senkung der Mehrwertsteuersätze. Diese Maßnahme war ein Teil des Konjunkturpakets der Bundesregierung, das die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise abfedern sollte.
Die Mehrwertsteuersenkung wurde zum 1. Juli 2020 umgesetzt und wirkte sich in der zweiten Jahreshälfte dämpfend auf die Verbraucherpreise aus. In den letzten sechs Monaten des Jahres war die Inflationsrate fünf Mal negativ. Seit dem Jahreswechsel gelten wieder die höheren Steuersätze.
Energie wurde 2020 deutlich billiger
Energieprodukte verbilligten sich 2020 gegenüber dem Vorjahr deutlich um 4,8 % nach einem Anstieg um 1,4 % im Jahr 2019. Preisrückgänge gab es insbesondere bei leichtem Heizöl (-25,9 %) und bei Kraftstoffen (-9,9 %). Verantwortlich war neben der Senkung der Mehrwertsteuersätze vor allem der Ölpreisverfall auf dem Weltmarkt in den ersten Monaten des Jahres. Dagegen verteuerte sich Strom um 3,0 %. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise hätte die Jahresteuerungsrate 2020 bei +1,1 % gelegen.
Nahrungsmittel und Tabak sind teurer geworden
Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich 2020 gegenüber 2019 überdurchschnittlich um 2,4 %. Im Jahresverlauf hat sich der Preisauftrieb zeitgleich mit der Senkung der Mehrwertsteuersätze abgeschwächt. Deutlich teurer als im Vorjahr waren Obst (+7,1 %) sowie Fleisch und Fleischwaren (+6,1 %). Günstiger hingegen wurden insbesondere Speiseöle und Speisefette (-4,1 %).
Waren insgesamt verbilligten sich 2020 gegenüber 2019 um 0,4 %. Unter den Verbrauchsgütern verteuerten sich Tabakwaren (+4,9 %) deutlich, die von der Senkung der Mehrwertsteuersätze ausgenommen waren. Unter den Gebrauchsgütern verbilligten sich zum Beispiel Telefone (-6,0 %) sowie Geräte der Informationsverarbeitung (-4,4 %).
Bahntickets fast 15 Prozent günstiger
Dienstleistungen verteuerten sich 2020 gegenüber 2019 um 1,3 %. Darunter fallen auch Nettokaltmieten, die um 1,4 % zulegten. In einigen Bereichen stiegen die Preise deutlich stärker. So verteuerten sich etwa Dienstleistungen sozialer Einrichtungen um 5,2 %. Auch die Preise für Dienstleistungen von Friseuren und für Körperpflege (+4,1 %) sowie für die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (+3,2 %) stiegen deutlich. Neben der Mindestlohnerhöhung dürfte hier nach Auffassung der Statistiker auch der gestiegene Aufwand für Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Corona-Infektionen eine Rolle gespielt haben.
Günstiger wurden vor allem Fahrkarten im Bahnfernverkehr (-14,9 %), bedingt vor allem durch die bereits seit Jahresbeginn abgesenkte Mehrwertsteuer für Bahnfernfahrten von 19 % auf 7 %.