24 Banken sind mit Negativzinsen ins neue Jahr gestartet
Stand: 07.01.2021
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Zahlreiche Banken haben den Jahreswechsel genutzt, um Negativzinsen einzuführen oder bestehende Minuszinsregelungen weiter zu verschärfen. Wie eine aktuelle Verivox-Analyse zeigt, weisen mittlerweile 197 Banken und Sparkasse in ihren Preisverzeichnissen Negativzinsen für Privatkunden aus.
„Negativzinswelle rollt mit unverminderter Wucht“
Mit Negativzinsen ins neue Jahr – nach Verivox-Recherchen haben zum Start ins Jahr 2021 bereits 24 Institute Negativzinsen eingeführt oder bestehende Regelungen verschärft: 20 erheben neuerdings ein Verwahrentgelt, eine hat den bereits vorhandenen Negativzins noch tiefer in den Minusbereich gesenkt und bei drei Instituten wurde der Freibetrag reduziert, so dass Sparer nun schon auf niedrigere Guthaben Strafzinsen bezahlen. Für seine Analyse hat das Vergleichsportal die Preisverzeichnisse von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet, davon weisen 197 Negativzinsen aus (Stand: 7. Januar).
Übersicht: Diese Banken berechnen Negativzinsen
„Die Negativzinswelle rollt mit unverminderter Wucht über das Land“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Die Mehrheit der Banken berechnet Negativzinsen erst ab hohen Guthaben von 100.000 Euro oder mehr. Doch so großzügig sind längst nicht mehr alle.“ 58 Institute räumen ihren Kunden deutlich weniger als 100.000 Euro Freibetrag ein, darunter neun Banken, die Sparer ab dem ersten Euro zur Kasse bitten.
Nicht alle Banken veröffentlichen ihren Preisaushang online oder weisen darin Negativzinsen aus. Einige treffen stattdessen individuelle Vereinbarungen mit ihren vermögenden Kunden. Tatsächlich werden also sogar mehr als 197 Banken Negativzinsen verlangen.
Faktische Negativzinsen durch Gebühren
Nicht immer werden Negativzinsen als solche ausgewiesen. 15 Geldhäuser berechnen eine Gebühr für das üblicherweise kostenfreie Tagesgeldkonto. Aus Sicht der Sparer entstehen dadurch faktisch Negativzinsen. Das Geld auf dem Konto wird weniger, auch wenn die Bank nominal 0,00 oder 0,01 Prozent Zinsen ausweist. Vier Institute halten doppelt die Hand auf und belasten Guthaben zusätzlich auch nominell mit Negativzinsen.
Negativzinsen auch bei Direktbanken
„Inzwischen sind auch Bankkunden betroffen, die lange von Strafzinsen verschont geblieben waren“, sagt Oliver Maier. „So hat die Negativzinswelle mittlerweile auch die großen Direktbanken erreicht. Mit der ING, N26 und der DKB haben die drei nach Kunden größten Onlinebanken Deutschlands zwischen Oktober und Dezember 2020 Negativzinsen eingeführt, einige kleinere nehmen schon länger Strafzinsen.“
Bei der ING und der DKB wird das Verwahrentgelt von 0,5 Prozent ab einem Freibetrag von 100.000 Euro fällig, Kunden von N26 zahlen schon ab 50.000 Euro Guthaben.
Bestandskunden sind zunächst geschützt
Wichtig zu wissen: Wenn Banken Negativzinsen einführen, gelten diese zunächst nur für Neukunden. „Will eine Bank auch von ihren Bestandskunden Negativzinsen erheben, muss sie das mit den Betroffenen individuell vereinbaren“, sagt Oliver Maier. „In diesem Fall raten wir zum Wechsel.“
Wer Konditionen vergleicht, findet immer noch Angebote, die ohne Negativzinsen auskommen. Top-Banken im EU-Ausland zahlen aktuell 0,45 Prozent Guthabenzinsen aufs Tagesgeld. Bei deutschen Instituten erhalten Sparer in der Spitze 0,25 Prozent. So bringt das angelegte Geld wenigstens bescheidene Erträge.
Keine Aussicht auf baldige Trendwende
Auslöser der anhaltenden Negativzinswelle war die letzte EZB-Zinssenkung im Herbst 2019. Seitdem müssen Banken für Einlagen, die sie bei der Zentralbank parken, selbst 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen. Immer mehr Institute reichen diesen Negativzins an ihre privaten Sparer weiter.
Daran dürfte sich in naher Zukunft nichts ändern. „Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Nach dem historischen Konjunktureinbruch im Zuge der Corona-Pandemie sind höhere Zinsen auf absehbare Zeit kein Thema“, sagt Oliver Maier. „In den kommenden Wochen und Monaten rechnen wir mit weiteren Banken, die Negativzinsen einführen.“