Deutsche sehen Schulden kritischer als andere Europäer
Stand: 23.07.2020
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Deutsche Verbraucher haben eine kritischere Einstellung zu Schulden als viele andere Europäer. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Ipsos-Umfrage im Auftrag der ING Bankengruppe. Dabei zeigte sich, dass verschiedene Aspekte von Schulden in Deutschland kritischer gesehen werden als anderswo. Zugleich ist vielen Verbrauchern ist gar nicht klar, dass es sich bei der einen oder anderen Bezahlform überhaupt um Schulden handelt.
Einige Schulden werden nicht als solche erkannt
Die Bundesregierung hat sich vorerst von ihr verabschiedet, bei den eigenen Finanzen gilt die "schwarze Null" den Deutschen aber weiterhin als erstrebenswert. Für die Umfrage wurden Verbraucher in 13 europäischen Ländern zu ihren Einstellungen und ihrem Verhalten rund um das Thema Schulden (ohne Hypothekenschulden) befragt. Die Ergebnisse zeigen: Im europäischen Vergleich sehen die Deutschen das Schuldenmachen besonders skeptisch.
Umgekehrt sind Konsumenten hierzulande aber stärker als in anderen europäischen Ländern der Auffassung, dass es sich bei diversen kreditbasierten Zahlungsmethoden wie beispielsweise der Verwendung von Kreditkarten gar nicht um Schulden handelt. Auch eine Null-Prozent-Finanzierung oder das Abbezahlen des Smartphones über den Mobilfunkvertrag mit fester Laufzeit betrachten die Deutschen seltener als andere europäische Verbraucher als eine Form des Schuldenmachens.
Fast jeder vierte Deutsche hat einen Kredit
Der "klassische" Kredit von einer Bank oder öffentlichen Institution, also vor allem der Ratenkredit, ist die am weitesten verbreitete Art von Schulden. Europaweit nutzen rund 31 Prozent der Befragten ein solches Finanzprodukt. In Deutschland ist es etwa jeder Vierte (23 Prozent). An zweiter Stelle steht mit 21 (17) Prozent der Überziehungskredit auf dem Girokonto.
Zwei Drittel sehen eigene Situation unproblematisch
Deutsche Verbraucher sind im europäischen Maßstab überdurchschnittlich zufrieden mit ihrer Schuldensituation. 65 Prozent (europaweit: 55 Prozent) geben an, dass sie sich mit dem Stand ihrer Schulden in einer komfortablen finanziellen Lage befinden oder das sogar noch mit einem höheren Schuldenstand der Fall wäre.
Aber auch den disziplinierten Deutschen geht ab und zu das Geld am Monatsende aus. 48 Prozent der Befragten hierzulande passiert das "manchmal", "üblicherweise" oder "immer". Damit liegt der Anteil in Deutschland nur leicht unter dem europäischen Durchschnitt von 52 Prozent. Mehr als jeder Vierte (28 Prozent) Deutsche gibt aber auch an, dass das bei ihnen nie vorkommt. Dieser Wert liegt vor allem in süd- und osteuropäischen Ländern niedriger.