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Mit wenig Geld viel erreichen: Spartipps für Berufsanfänger

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn

Altersvorsorge und Versicherungen sind oft das Letzte, woran junge Menschen zu Beginn ihrer Ausbildung denken. Insbesondere, da der Lohn am Anfang eher niedrig ist. Experten empfehlen aber, bei dem Aufbau der Altersvorsorge keine Zeit zu verschwenden: "Grundsätzlich gilt, je früher, desto besser", sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. Es lohne sich auch, mit kleinen Geldbeträgen anzufangen.

Tagesgeld und Festgeld vergleichen

Immer schön flexibel bleiben

Egal ob Friseur, Gas-Wasserinstallateur oder Bankkaufmann - Auszubildende verdienen in der Regel wenig. Und doch ist der Start ins Berufsleben ein guter Zeitpunkt, um mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Denn auch mit kleinen Sparraten kann man ein Vermögen aufbauen. Dabei kommt es allerdings auf zwei Dinge an: die richtige Reihenfolge und genügend Flexibilität.

Zuerst sollten Berufseinsteiger ihre eigenen Finanzen in Ordnung bringen, empfiehlt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. "Wer sein erstes Gehalt bekommt, sollte alle Schulden begleichen." Denn nur dann könne auch wirklich damit begonnen werden, ein Finanzpolster aufzubauen.

Zuerst die Risikoabsicherung bedenken

"Wichtig ist auch die Risikoabsicherung", erläutert Scherfling. Azubis sollten prüfen, ob sie im Rahmen der ersten Ausbildung über die Haftpflichtversicherung der Eltern abgesichert sind. Falls nicht, sollten sie auf jeden Fall eine eigene abschließen.

Auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist zu empfehlen. Hier sind die Beträge zwar unter Umständen hoch. Allerdings wird damit auch ein wichtiges Risiko abgesichert. "Gute Versicherungen schützen einen davor, später viel Geld zu verlieren", erläutert Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.

Stefanie Kühn, unabhängige Finanzberaterin aus Grafing bei München, erklärt: Es komme darauf an, sich frühzeitig als gesund einstufen zu lassen. Wenn man den Vertrag einmal hat, werde der Gesundheitszustand quasi eingefroren, denn viele Versicherungen bieten später Höherversicherungen ohne Gesundheitsprüfung an. "Die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente kann man dann später anpassen."

Auf der Suche nach dem richtigen Sparprodukt

Sind diese Aufgaben erledigt, können Azubis sich dann auf die Suche nach geeigneten Sparprodukten machen. Die oberste Devise: "Berufseinsteiger sollten flexibel sparen", empfiehlt Finanzexperte Nauhauser. Denn bei jungen Menschen änderten sich die Bedürfnisse mitunter schnell. "So braucht einer vielleicht Geld für ein erstes Auto, ein anderer will die erste eigene Wohnung einrichten."

"Bei langfristigen Verträgen sollten junge Menschen sehr vorsichtig sein", findet aus diesem Grund Andreas Beck, Leiter des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) in München. Denn bei Renten- oder Lebensversicherungen werden die Abschlusskosten auf die ersten Jahre verteilt. Die Folge: "Bei einem vorzeitigen Ausstieg machen die Versicherten Verlust." Auch Bausparverträge sind für Berufsanfänger nur bedingt geeignet, denn die Rendite ist meist gering.

Tagesgeldkonto: Liquiditätsreserve aufbauen

Erste Wahl für das Sparen ist daher zunächst ein gut verzinstes Tagesgeldkonto. "Darauf kann man erstmal eine Liquiditätsreserve aufbauen", erklärt Ralf Scherfling. Zwei oder sogar drei Nettogehälter sollten Azubis hier parken. Denn: "Unvorhergesehene Ausgaben gibt es immer." Mit einer Liquiditätsreserve ist man jederzeit in der Lage, Extraausgaben zu bewältigen. Ein neuer Satz Sommerreifen oder eine kaputte Waschmaschine würden ansonsten dazu führen, dass Riesterverträge auf Eis gelegt, Fondsanlagen gekündigt oder Bausparpläne zweckentfremdet werden.

Ein Tagesgeldkonto hat mehrere Vorteile: Ein- und Auszahlungen sind jederzeit möglich. Zudem ist ein solches Konto kostengünstig, denn Gebühren werden dafür in der Regel nicht erhoben. Wer bei seiner Bank einen Sparplan einrichtet, kann sogar regelmäßig einen kleinen Betrag von seinem Giro- auf das Tagesgeldkonto überweisen. Bei Top-Banken erhalten Sparer aktuell 3,65 %.

Vermögensaufbau: Zinseszinseffekt nutzen

Azubis sollten sich bei ihrem Chef erkundigen, ob der Betrieb Sparmaßnahmen fördert. "Wenn es eine arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersvorsorge gibt, sollte man die unbedingt abschließen", empfiehlt Scherfling. Die Beiträge werden hierbei in der Regel direkt vom Lohn einbehalten. Der Zinseszinseffekt rentiert sich besonders für junge Leute. Denn je länger die Ersparnisse Zinsen abwerfen können, desto stärker entwickle sich das Guthaben.

Bausparplan, Riesterrente, Aktien? "Das muss jeder selbst entscheiden", betont Verbraucherschützerin Oelmann. Der eine sei risikofreudiger, der andere eher auf Sicherheit bedacht. Genauso wenig gebe es eine Faustformel dafür, wie viel Prozent des monatlichen Nettogehaltes man sparen sollte. "Für manche ist es schon großartig, wenn sie von dem, was sie haben, ein Prozent zur Seite legen können. Andere können locker fünf oder zehn Prozent jeden Monat sparen."

Eine generelle Empfehlung hat die Expertin der Verbraucherzentrale aber: "Kaufen Sie nur Produkte, die sie verstehen, und lassen Sie sich nie zum Abschluss eines Vertrages drängen." Gerne könne man sich auch länger Zeit nehmen, um verschiedene Angebote zu prüfen.

Festgeldkonto bei Liquidität

Wer schon einen gewissen Betrag angespart hat, kann diesen auch in Festgeld investieren. Hier ist das Geld zwar für einen festen Zeitraum angelegt, die Zinsen aber oft höher als bei einem Tagesgeldkonto. Festgeld ist eine sehr sichere Anlageform. Zudem ist das Geld über die gesetzliche Einlagensicherung abgesichert. Im Falle einer Bankenpleite sind 100.000 Euro pro Bank und Kunde geschützt.

Aktienfonds: höheres Risiko, höhere Renditen

"Auch ein Aktienfonds könnte sich anbieten", sagt Andreas Beck. "Einige Fondsgesellschaften bieten Sparpläne schon ab 25 Euro monatlich an." Wer auf börsengehandelte Fonds (ETFs) setzt, spart zudem noch Gebühren. Aktienfonds versprechen zwar eine höhere Rendite, sind jedoch gleichzeitig auch Schwankungen und einem potenziellen Verlustrisiko unterworfen. In Anbetracht dessen ist es ratsam, vor einer Entscheidung für oder gegen Aktien eine gründliche Risikoanalyse durchzuführen und die persönlichen Anlageziele sorgfältig zu berücksichtigen.

Sparraten nicht zu hoch ansetzen

Allerdings sollten Azubis beim Sparen auch noch nicht zu viel Ehrgeiz entwickeln: "Man sollte die Sparraten nicht zu hoch ansetzen", sagt Verbraucherschützer Scherfling. "Schließlich will man ja auch noch leben." Es komme gar nicht darauf an, gleich im ersten Ausbildungsjahr große Summen zurückzulegen, sondern sich daran zu gewöhnen, einen Teil des Einkommens zu sparen, sagt auch Constanze Hintze von der Finanzberatung Svea Kuschel und Kollegen in München. "Die Sparraten wachsen dann mit dem Einkommen und den eigenen Möglichkeiten."

Viele Unternehmen bieten Vermögenswirksame Leistungen an

In vielen Unternehmen werden Vermögenswirksame Leistungen (VL) angeboten. Dabei zahlen Arbeitgeber für ihre Beschäftigten einen festen zusätzlichen Betrag, der je nach Branche unterschiedlich ist. "Das sollte man nicht unterschätzen", sagt Scherfling. "Im Laufe der Jahre kann sich da ganz schön was ansammeln."

Beschäftigungs-Vertrag prüfen

Arbeitnehmer sollten in ihrem Tarif- oder Arbeitsvertrag prüfen, ob ihr Arbeitgeber derartige Zusatzleistungen zahlt oder nicht. Dieser ist nämlich nicht dazu verpflichtet, sie explizit darauf hinzuweisen.

Arbeitnehmer-Sparzulage als staatliche Förderung

Die Arbeitnehmer-Sparzulage ist eine staatliche Förderung der Vermögensbildung von Arbeitnehmern, die ein geringes Einkommen besitzen. Für den Antrag ist das jeweilige Wohnsitzfinanzamt des Arbeitnehmers zuständig. Die Arbeitnehmer-Sparzulage gibt es in 2 Varianten:

  • Produktivkapital (Aktienfonds): Sparer dürfen bis zu 400 Euro pro Jahr anlegen, die mit 20 Prozent, höchstens 80 Euro gefördert werden.
  • Bausparverträge (wohnungswirtschaftliche Verwendung vorausgesetzt): Bis zu 470 Euro pro Jahr werden mit 9 Prozent pro Jahr, höchstens 43 Euro gefördert.

Wer gleichzeitig in Aktienfonds und in einen Bausparvertrag investiert, erhält die Förderung für beide Anlageformen.

Da nur Menschen mit geringem Einkommen eine solche Förderung erhalten, wird das maximal mögliche Einkommen wie folgt begrenzt:

  • 20.000 Euro bei Alleinstehenden oder getrennt Lebenden bzw. 40.000 Euro bei Verheirateten für in Beteiligungen am Produktivkapital angelegte VL.
  • 17.900 Euro bei Ledigen oder getrennt Lebenden bzw. 35.800 Euro bei Ehepaaren für die Anlage in Bausparverträgen.