"Basel III" steht vor dem Aus - US-Aufsicht zieht nicht mit
Stand: 19.11.2012
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Düsseldorf - Nachdem es vor kurzem noch so schien, als würden die USA bei den internationalen Kapitalregeln für Banken - wenn auch mit Verzögerung - mitziehen, hat der Vizevorsitzende der US-Bankenaufsicht FDIC sich nun mit deutlichen Worten gegen die Einführung von "Basel III" ausgesprochen.
"Basel III wird das Bankensystem nicht sicherer machen. Ich würde sogar behaupten, es wird es anfälliger machen", sagte er dem "Handelsblatt" (Montagausgabe). Jede Nation wolle Ausnahmen haben, um die Regeln auf die Lage ihrer Banken zu Hause anzupassen. Zudem hätten große Banken gelernt, die Komplexität für sich auszunutzen. "Sie ermöglicht es ihnen, die Vorgaben auszuhebeln, den Einsatz von Fremdkapital heraufzufahren und die Profitabilität zu erhöhen. Wichtiger ist mir aber: Der ganze Ansatz von Basel hat sich als von Anfang an falsch erwiesen."
Die Kernidee von Basel sei zu definieren, welche Positionen in den Büchern der Banken risikoreich seien und welche nicht. Daraufhin werde bestimmt, wie viel Kapital die Banken halten müssten, um die Risiken verkraftbar zu machen. Das ergebe aber keinen Sinn, sagte Hoenig. Die Risiken seien ständigen Veränderungen unterworfen. Das könne sogar über Nacht geschehen. Unter den Vorgängerregelwerken Basel I und II sei davon ausgegangen worden, dass bestimmte US-Hypothekenprodukte mit einem "AAA"-Rating sehr risikoarm seien. 2007/08 hätten diese plötzlich große Verluste produziert. "Dies war einer der Hauptgründe für den Ausbruch der Finanzkrise."
Daher fordert er, Basel III in seiner aktuellen Form aufzugeben. "Wir sollten bestimmen, mit wie viel realem Kapital das Geschäft einer Bank unterlegt ist." Er spricht von Kapital, das - anders als beispielsweise steuerliche Verlustvorträge - tatsächlich zur Verfügung steht, um Verluste abzudecken. Dies wäre der Risikopuffer einer Bank. Die Idee, die Posten in der Bilanz wie in Basel III nach Risiken zu bewerten, könne in die Risikoanalyse weiterhin einfließen.
Sollten die USA mit ihrem Ansatz allein stehen, würden sie aus dem Basel-Abkommen nicht aussteigen. Sie würden dort einfach höhere Anforderungen stellen. Hoenig schwebt eine Kapitalquote von mindestens zehn Prozent vor. "Die Aufseher könnten dann eine noch höhere Quote verlangen, wenn sie den Eindruck haben, dass eine Bank höhere Risiken fährt."