Gewerbliche Immobilienfinanzierung: Vorläufiges Ende des Wachstums
Stand: 17.06.2020
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Seit Jahren bemühen sich Deutschlands Banken, ihr Geschäft mit der Finanzierung von Immobilien auszubauen. Denn trotz des harten Wettbewerbs und niedriger Zinsen legten Ertrag und Gewinn in diesem Geschäftsfeld kontinuierlich zu. Doch in der bevorstehenden Rezession infolge der Corona-Krise könnte damit nun fürs Erste Schluss sein. Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Bain wird das Marktumfeld zumindest für gewerbliche Immobilienfinanzierungen in den nächsten Jahren deutlich schwieriger.
Erträge und Gewinne dürften sinken
Demnach hätten Deutschlands Bank 2019 in der gewerblichen Immobilienfinanzierung Gewinne von 4,6 Milliarden Euro bei Erträgen von 14,9 Milliarden Euro erzielt. Die bevorstehende Rezession infolge der Corona-Pandemie werde aber eine Trendwende herbeiführen. Laut der Bain-Studie werden die Erträge bis 2021 auf 14 Milliarden Euro und die Gewinne auf 3,5 Milliarden Euro sinken, da vor allem Neubauprojekte zurückgestellt würden.
Darüber hinaus steige in einer Rezession immer auch das Kreditausfallrisiko. Trotzdem sieht Christian Graf, Co-Autor der Bain-Studie, keinen Grund, das Geschäftsfeld vorschnell abzuschreiben: "Selbst wenn es wegen der Corona-Krise in Deutschland zu einer schweren Rezession kommen sollte, wird die gewerbliche Immobilienfinanzierung im Vergleich zu anderen Segmenten immer noch relativ hohe Margen erwirtschaften.“
So haben die Banken vom Bauboom der letzten Jahre profitiert
In den vergangenen fünf Jahren hätten vor allem Genossenschaftsbanken, Sparkassen und größere Privatbanken von der guten Marktentwicklung profitiert. Mit durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr legte das Geschäft der Volks- und Raiffeisenbanken laut Bain schneller zu als das jeder anderen Bankengruppe. Insgesamt stiegen die Erträge im Durchschnitt demnach jährlich um 3 Prozent.
Hauptgrund waren die wachsenden Kreditbestände. Diese nahmen seit 2014 um gut 80 Milliarden Euro auf 599 Milliarden Euro im Jahr 2019 zu. Investoren haben das niedrige Zinsniveau genutzt, um neue Wohn- und Bürogebäude zu errichten. Der Zuzug in die Ballungsräume begünstigte den Bauboom ebenso wie die Suche vieler Kapitalanleger nach Renditeobjekten in Zeiten geringer und zunehmend negativer Zinsen für Anleihen. Die infolge des harten Wettbewerbs rückläufigen Margen konnten durch fortgesetzt steigende Volumina bei Krediten ausgeglichen werden.
Bauflaute wohl nur von kurzer Dauer
Die bevorstehende Rezession dürfte diesem Wachstum vorerst ein Ende setzen. Nach Überzeugung von Nikola Glusac, ebenfalls einer der Autoren der Bain-Studie, wird die Bauflaute aber nur von kurzer Dauer sein: "Der Bauzins bleibt voraussichtlich noch über Jahre niedrig, die Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsräumen hoch. Deshalb dürfte das Geschäft mit der Finanzierung von Wohnobjekten zuerst wieder anziehen."
Anders sei die Situation bei den Gewinnen. "In einer Rezession steigen generell die Risikokosten", so Glusac. "Darüber hinaus ist anzunehmen, dass sich der harte Wettbewerb noch einmal verschärft. Daher werden die Gewinne in der gewerblichen Immobilienfinanzierung im kommenden Jahr schrumpfen."