Banken vergeben mehr Kredite an Unternehmen und Selbstständige
Stand: 06.09.2020
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Aufgrund der Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Zuge der Covid-19-Pandemie haben viele Unternehmen mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Vielen Firmen fehlt es dadurch an Liquidität. Doch nach einer aktuellen Untersuchung der KfW konnten die Folgen des Wirtschaftseinbruchs durch eine verstärkte Kreditvergabe der Banken und Sparkassen abgemildert werden.
Neugeschäft wächst um 6 Prozent
Nach Angaben der KfW haben Banken und Sparkassen von April bis Juni 6 Prozent mehr Kredite an heimische Unternehmen und Selbstständige ausgegeben als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Das Wachstumstempo habe sich gegenüber dem Jahresbeginn (+7,3 Prozent) kaum verlangsamt.
Nachdem die Unternehmen zunächst auf kurzfristige Kreditinstrumente wie die Auslastung vorhandener Kreditlinien zurückgegriffen hatten, waren im abgelaufenen Quartal die langfristigen Finanzierungen die Treiber des Kreditneugeschäfts. Sie legten im zweiten Quartal mit einem Plus von 17 Prozent außergewöhnlich stark zu.
Ein Teil des Anstiegs sei wohl auf Stundungsvereinbarungen zurückzuführen. Nach Ansicht der KfW-Experten dürfte diese Entwicklung aber auch durch die Nutzung staatlicher Kreditgarantien erleichtert worden sein.
„Gute Nachricht für die Stabilität der wirtschaftlichen Entwicklung“
"Für die Stabilität der wirtschaftlichen Entwicklung ist die starke Zunahme langfristiger Finanzierungen eine gute Nachricht", sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Die längeren Fristen erhöhen die Finanzierungssicherheit für die Unternehmen und strecken die Belastung aus den Krisenverlusten über die Zeit. Das verbessert die Aussichten für eine nachhaltige Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs."
Die Finanzierung von Investitionen, die laut den Meldungen des Statistischen Bundesamtes dramatisch eingebrochenen sind, habe für die Zunahme bei den langfristigen Finanzierungen hingegen allenfalls eine untergeordnete Rolle gespielt.
Keine Anzeichen für eine Kreditklemme
Trotz des kräftigen Wachstums ist die Dynamik des Kreditneugeschäfts etwas hinter den Erwartungen der KfW zurückgeblieben. Angesichts der Finanznöte der Unternehmen und der steigenden Ausfallrisiken stellt sich die Frage, ob die Banken das Kreditangebot übermäßig einschränken.
Dafür gebe es aut KfW bislang aber keine Anzeichen. Zwar hätten die Schwierigkeiten beim Kreditzugang etwas zugenommen, die Verschärfungen seien bislang aber nur moderat. Bei einer Befragung zu vorhandenen Kredithürden Ende Juni klagte lediglich ein Fünftel der Mittelständler über restriktive Banken. Während der globalen Finanzkrise war dieser Anteil mehr als doppelt so hoch.
Die Gründe für das etwas schwächer als erwartete Kreditwachstum dürften vielmehr darin liegen, dass die Unternehmen neben dem Bankkredit weitere Wege zur Beschaffung von Finanzmitteln beschritten haben; die Nutzung staatlicher Zuschussprogramme etwa, oder die Ausgabe von Anleihen.
Abflauendes Wachstum im weiteren Jahresverlauf
Im weiteren Jahresverlauf rechnet die KfW mit einem abflauenden Neugeschäft bei Krediten für Selbständige und Unternehmen. Auch ein Rückgang sei im Bereich des Möglichen. Aktuell geht die KfW aber noch von einer Zunahme von 3,5 Prozent im dritten Quartal aus.
Durch die Lockerungen der Corona-Einschränkungen habe bereits im Verlauf des zweiten Quartals die wirtschaftliche Erholung eingesetzt und die Liquiditätslücken würden kleiner. Gleichzeitig dürfte die Investitionstätigkeit und der damit verbundene Finanzierungsbedarf noch länger schwach bleiben.